Dr. Jörg Geerlings spricht mit seinen Gegnern und besucht junge Neusser

Neuss · Einige Polit-Kenner glauben, dass Dr. Jörg Geerlings Tage als CDU-Parteichef gezählt sind. Der sieht das anders und kämpft für seine Wiederwahl im Frühjahr. So trifft er sich mit Gegnern wie den katholischen Theologen Dr. Hans-Josef Weyers und spricht ohne Tabus wichtige Dinge an.

Vizebürgermeister Dr. Jörg Geerlings (CDU) besuchte am Neujahrstag auch die jüngsten Neusser und sprach mit dem Krankenhauspersonal über deren Sorgen und Nöte.

Foto: Foto: Frank Möll

Der kritische Geistliche findet den Parteichef nach einem ersten persönlichen Gespräch plötzlich ganz gut und wünscht ihm Glück. Ebenso die bekennende Reiner-Breuer-Wählerin Schwester Josefa vom Johanna-Etienne-Krankenhaus.

Der Vergleich ist unverschämt, doch Dr. Jörg Geerlings, Führer der christlichen Partei in Neuss, nimmt sich den Namensgeber der CDU, also Christus, zum Vorbild und geht einem vermeintlich verlorenen Schaf nach: Schwester Josefa, langjährige Gallionsfigur des katholischen Johanna-Etienne-Krankenhauses war sichtlich überrascht, als der Vizebürgermeister plötzlich vor ihr stand und ihr einen Kaffee besorgte. Er stellt sie am Neujahrstag in der Kantine der Klinik.

Die Ordensfrau hatte vor einigen Wochen durchblicken lassen, dass viele ihrer Mitschwestern dem Schützenpräsidenten und Bürgermeister-Kandidaten Thomas Nickel und damit der CDU die Gefolgschaft verweigerten und den SPD-Mann Reiner Breuer zum Bürgermeister wählten. Parteichef Geerlings kam zu ersten Annäherung bei der in Neuss stadtbekannten Augustinerin vorbei - mit dem Ergebnis dass neben Pastor Dr. Weyers nun auch die mutige Braut Christi, Schwester Josefa, der Meinung ist, dass nur ein starker Parteivorsitzender Geerlings den Karren der CDU aus dem Dreck ziehen kann und muss. „Es ist gut, dass Herr Geerlings jetzt ehemalige Gegner vereint und zum Beispiel auch mit Herrn Rosen spricht. Einigkeit in der CDU ist nun wichtig“, befindet Dr. Weyers, der mehrfach im WDR-Fernsehen über den CDU-Kandidaten Thomas Nickel hergezogen hatte.

Pfarrer Weyers ist nicht zu unterschätzen, kennt er doch Generationen von Schülern des Quirinus-Gymnasiums, dessen Lehrer er war. „Wenn sich die CDU weiter demontiert, habe ich große Sorge, dass sie gar nicht mehr hochkommt. Ich finde es gut, dass Jörg Geerlings die CDU weiter führen will. Er hat jetzt die nötigen Erfahrungen und auch Krisen gemeistert“, so Weyers. Themen wie die zunehmende Islamisierung der Neusser Heimat oder die hohe Kriminalität ließen eine wieder erstarkte CDU für Neuss wünschenswert erscheinen.

Schwester Josefa merkte an, dass viele nicht die SPD, sondern die Person Reiner Breuer gewählt hätten. Der fast 70-jährige Thomas Nickel sei der falsche Kandidat gewesen. Zu viele Pöstchen. Zu alt. Dass Altherren der CDU dem jungen Geerlings die eigene (vielversprechendere) Kandidatur im Vorfeld vermasselt haben, sei ein Fehler gewesen. Ein Fehler sei es jetzt aber auch, Geerlings für alles verantwortlich zu machen, auch wenn er möglicherweise zu viel taktierte und zu wenig hart durchgriff. Der Parteichef sah sich als Brückenbauer und Moderator, verzettelte sich aber, weil er es zu vielen recht machen wollte und auf die falschen Leute setzte.

Vizebürgermeister Geerlings ist wahrlich kein Einpeitscher, nein, er sucht lieber den Dialog, obwohl sich viele eine klarere Führung und ein Machtwort wünschten. Geerlings begrüßt es, wenn andere nun aus der Deckung kommen und offen kandidieren. „Das ist Demokratie. Ich werde mich dem Parteitag stellen und für meine Überzeugungen eintreten. Es geht nicht um mich. Es geht um die Partei. Ich falle nicht bei jedem Wind gleich um“, sagte Geerlings unter Zustimmung in der Klinik.

Weyers: „Andere hätten vielleicht schon alles hingeschmissen. Hut ab, dass Dr. Geerlings bei Sturm auf der Brücke bleibt“, heißt es.

Während des Rundgangs durch die Klinik bedankte sich Vizebürgermeister Geerlings bei den Ärzten und dem Pflegepersonal für die wichtige Arbeit „zwischen den Jahren“ und besuchte auch die allerjüngsten Neusser in der Säuglingsstation. Erfreulich: Ein leichter Geburtenanstieg ist auch in Neuss zu verzeichnen. Auch wegen der Neubürger aus Nordafrika und dem Balkan.

Geerlings hörte sich auch die Sorgen der Hebammen an, die Probleme mit ihrer Berufsversicherung haben und versprach, mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe über das Thema zu sprechen. Geerlings hat an die Krankenhausleitung und Aufsichtsrat Cornel Hüsch aber auch die „dringende Bitte“, dass die unerträglichen Wartezeiten in der Notaufnahme bald der Vergangenheit angehören. „Es geht nicht, dass Menschen hier fast zehn Stunden warten müssen“, so Geerlings.

Nach dem Besuch des Krankenhauses besuchte der Vizebürgermeister noch einige Wohngruppen junger Hartz-4-Empfänger und sprach mit ihnen über Berufsperspektiven und Ausbildungsplätze. „Wir dürfen bei aller Sorge um die Flüchtlinge die anderen sozial schwachen Menschen hier in Neuss nicht im Stich lassen und sie weiterhin unterstützen, dass sie ihr Leben meistern können“, so Geerlings. Wichtig sei auch der Neubau günstiger Wohnungen.

(Kurier-Verlag)