Bezirksausschussvorsitzende im Interview+++Heute: Stefan Crefeld (Uedesheim) „Ein Werkzeug für Bürgerbeteiligung“
Acht Bezirksausschüsse wurden als Gremien zur lokalen Interessenvertretung der Menschen vor Ort gebildet. Der Stadt-Kurier stellt in loser Folge Personen vor, die den jeweiligen Vorsitz übernommen haben.
Stadt-Kurier: Der BZA Uedesheim hat Tradition – im Rahmen der Neubildung der BZA wurde er fast mit den Nachbarorten zusammengelegt. Wieso war es so wichtig, dass Uedesheim einen eigenen Ausschuss behält?
Stefan Crefeld: Wir hatten eine andere Ausgangssituation als die neu entstandenen Ausschüsse. So wie wir ihn leben, ist ein BZA ein absolut wichtiges Werkzeug für Bürgerbeteiligung und kurze Wege. Er lebt davon, dass man auf die Bürger hört, ihre Stimmung und ihr Feedback mitnimmt. In einem deutlich vergrößerten BZA wäre viel von dieser direkten Bürgernähe für Uedesheim verloren gegangen. Dass sich so viele Bürger für eine Beibehaltung unseres BZA eingesetzt haben – innerhalb kürzester Zeit wurden über 700 Unterschriften gesammelt –, ist eine tolle Bestätigung für unsere Arbeit.
Sie sind inzwischen seit zehn Jahren Vorsitzender des Gremiums. Was konnte der BZA in dieser Zeit erreichen?
Zunächst bin ich froh, dass Uedesheim über die Zeit hinweg seinen dörflichen Charakter behalten hat. Auch wenn neu gebaut wurde, ist es gelungen, den Ortskern zu behalten. Der Bevölkerungszuwachs steigert sich behutsam, sodass die Nahversorgung und Infrastruktur für alle Bürger gesichert bleiben. Außerdem hatte der BZA, auch beim Neubaugebiet Im Kreuzfeld, immer ein Auge darauf, dass die anliegende Nutzung – in diesem Fall durch den Sport und die Schützen – nicht beeinträchtigt wird. Zudem hatten viele Probleme mit schlechtem Internet und auch wenn die Umsetzung noch einige Schwierigkeiten mit sich brachte, konnten wir die Situation deutlich verbessern. Wir waren sozusagen der Motor in Neuss, der den Breitbandausbau durch die Deutsche Glasfaser vor allem in den Randgebieten eingeleitet hat. Im Ergebnis sind es die vielen kleinen Erfolge, die das Leben in unserem Dorf prägen – sei es eine Querung für Radfahrer oder neue Spielplätze.
Welche Themen beschäftigen den BZA schon länger und werden Sie wohl auch weiterhin begleiten?
Neben dem Neubaugebiet ist die Fleher Brücke ein Dauerbrenner, der Uedesheim immer noch bewegt – oder eben nicht „bewegt“, da es zu enormen Rückstaus kam. Mittlerweile konnte die Situation auf der B9 deutlich verbessert werden, auch hierfür hat sich unser Ausschuss stark gemacht. Ich gehe davon aus, dass sich die generelle Verkehrslage auf der B9 mit der geplanten Anschlussstelle Delrath noch weiter entspannen wird. Darüber hinaus stehen Sauberkeit, Ordnung und Grünschnitt immer auf der Agenda. Ärgerlich wird es, wenn wir diese Themen regelmäßig bei der Stadt anstoßen müssen. Hier würde ich mir mehr Automatismen wünschen. Eine weitere Herausforderung bleibt die Ortsmittelpunktgestaltung. Wir möchten die Nahversorgung nachhaltig stärken und die Uedesheimer Mitte attraktiver gestalten.
Der Heimatverein „Schönes Uedesheim“ wurde als beratendes Mitglied in das Gremium berufen, andere Bewerber wurden abgelehnt. Wie stehen Sie dazu?
Die nachträgliche Ablehnung im Stadtrat erfolgte ohne Not, das finde ich sehr schade. Es gab genau vier Bewerbungen für vier Plätze in Uedesheim. Wir haben das sehr begrüßt und uns im BZA mit einer deutlichen Mehrheit für die Schützen, Sportler und Rettungswache ausgesprochen. Ich frage mich immer noch, warum die Bewerbungen durch die Stadt überhaupt erst angenommen wurden, wenn im Nachgang die Beschlusslage durch die neue Mehrheit im Rat anders ausgelegt wird. Die Entscheidung darüber, wer als beratendes Mitglied berufen wird, muss meiner Meinung nach vor Ort fallen.
Wie geht es für das „kleine Parlament“ in Uedesheim weiter?
Die nächste Sitzung wird vermutlich erst nach der Sommerpause im September stattfinden können. Die Stadt musste zuvor nur vier BZA verwalten, jetzt sind es acht. Die Arbeit bleibt aber nicht liegen, Impulse und Anregungen werden jederzeit gern aufgegriffen. Ich freue mich, dass es endlich weitergeht und auf die weitere konstruktive Zusammenarbeit im Sinne unseres Dorfes. Für die Zukunft würde ich mir noch mehr Verantwortung für die Ausschüsse wünschen – vielleicht sogar mit einem eigenen Budget?
Und zum Schluss: Was macht das Leben in Uedesheim in Ihren Augen aus?
Ich bin mit Leib und Seele Uedesheimer und brenne für meinen Ort! Ich genieße die Atmosphäre und den Charakter hier sehr. Das Miteinander, das Gemeinschaftsgefühl, die Liebenswürdigkeit und die Dorfprägung machen die Stärke aus. Die über 700 Unterschriften für den Erhalt des BZA sind ein klares Zeichen, dass die Bürgerbeteiligung in Uedesheim funktioniert.
Ein schöner Schlusssatz! Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Hanna Loll.