Pfarrerin Eva Brügge ist happy +++ Pastor Assmann: Viele konnten nicht gut schlafen Kirche wird wieder beliebter: Immer mehr verlorene Schafe kommen wieder zurück
Neuss · Die Kirche wird wieder wichtiger im Leben der Neusser. Nachdem der Stadt-Kurier über die erste Kircheneintrittsstelle im Rhein-Kreis Neuss berichtete, stieg die Zahl der "Zurückkehrer" deutlich an.
Waren es im vergangenen Jahr insgesamt sechs Menschen, die den Weg ins Gotteshaus zurück gefunden haben, verzeichnet die evangelische Gemeinde bereits im ersten Jahresquartal 2016 dieselbe Zahl. "Der Zeitungsartikel hat vielen Mut gemacht", freut sich Pfarrerin Eva Brügge, Leiterin der Eintrittsstelle. Sie weiß, warum die Sehnsucht nach der Kirche bei vielen wieder größer wird.
Denn: Ein Zuhause für die Seele — das ist es, was viele Menschen wieder zurück zu ihrem Gotteshaus treibt. Laut einer EKD-Studie ist Grund Nummer eins der Wunsch, wieder dazugehören zu wollen, eine geistliche Heimat zu haben. Dabei sind es oft Menschen ab 40, die sich nach ihrer Kirche zurücksehnen — schwerwiegende Ereignisse wie der Tod des Partners oder eine schwere Krankheit tun ihr Übriges.
Plötzlich wird Kirche wieder wichtig. Auch die katholische Gemeinde freut sich über die anhaltende Beliebtheit. Veranstaltungen wie der Quirinustag oder Ereignisse wie die Osternacht sind brechend voll. Msgr. Assmann bringt es am Rande des interreligiösen Dialogs auf den Punkt: "Eine Gesellschaft ohne Religion hat keine Kultur."
Das scheint in den Köpfen der Menschen wieder angekommen zu sein. Und die Gemeinden nehmen auch vermeintlich verlorene Mitglieder gern wieder auf. "Wir schreiben jenen Menschen, die ausgetreten sind, einen Brief. Es ist schön, wenn sie zu uns zurück finden. Manche berichten, dass sie in der ersten Nacht nach dem Austritt schlecht geschlafen haben", so Assmann. Katholiken können über jeden Geistlichen zu ihrer Kirche zurückkehren. Evangelen haben eine weitere Möglichkeit: Die neue Eintrittsstelle soll Menschen helfen, die Rückkehr so einfach wie möglich zu gestalten. "Wir wissen, dass die Scham und die Hemmschwelle bei vielen groß sind. Den üblichen Weg zum Pfarrer machen manche Menschen nicht", weiß Brügge.
Die Eintrittsstelle im Zentrum der City, im Haus der Diakonie, bietet ein niederschwelliges Angebot, einen anonymeren Rahmen und kaum bürokratischen Aufwand. Benötigt werden nur die Geburtsurkunde und die Austrittsbescheinigung. Die Aufnahmegespräche werden in einem geschützten Raum von besonders geschulten und qualifizierten ehrenamtlichen Mitarbeitern geführt. Sie erledigen vor Ort alle notwendigen Formalitäten, stehen bereit für Auskünfte und vertrauliche Gespräche.
Auf Wunsch erfolgt anschließend eine Segnung. Die Eintrittsstelle ist immer am Dienstag und Donnerstag von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Übrigens zeigen Studien: Wer eine Religion hat, ist glücklicher.