Bürgermeisterkandidaten stehen Rede und Antwort Privat gefragt: Wie ticken die Neusser Kandidaten?
Neuss · Wochenlang haben sie debattiert, diskutiert, gestritten und manchmal auch geschimpft – der Wahlkampf der Neusser Bürgermeisterkandidaten war alles andere als ein Zuckerschlecken. Jetzt – kurz vor den Wahlen – soll kein Öl mehr ins politische Feuer gegossen werden. Aber wie ticken die Aspiranten privat?
Wir haben ihnen einige Fragen gestellt (siehe Kasten), die Antworten finden Sie hier (in alphabetischer Reihenfolge bezogen auf die Nachnamen).
Reiner Breuer (SPD)
1. Wird es bei der Bürgermeisterwahl zu einer Stichwahl kommen oder werde ich wieder im ersten Wahlgang mit über 50 Prozent direkt gewählt? Wir glauben, die Neusser sind schlau und sparen sich eine Stichwahl…
2. Auf unsere Lieblingsinsel Mallorca! In einer abseits gelegenen Finca würde ich gerne entspannt in der Sonne am Pool liegen, ein kühles Bier trinken und laut Musik hören.
3. Das „Goldene Buch“ der Stadt Neuss. Viele bekannte Größen aus Politik, Kultur und Gesellschaft haben sich hier eingetragen, kürzlich auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze, mit der ich zusammen mein Abitur am Norfer Gymnasium gemacht habe.
4. Ich trage im Amt meist gut geschnittene Anzüge mit weißem Hemd, häufiger auch ohne Krawatte. In der Freizeit ganz leger in Jeans und T-Shirt, Hoodie und Turnschuhen.
5. Im letzten Jahr habe ich meinen 50. Geburtstag in der Trafostation kräftig gefeiert. DJ Bulle hat aufgelegt, das Bier schmeckte und wir haben bis in den Morgen sogar Pogo getanzt…
6. Natürlich meine Frau Ute und meine Tochter Julia. Wenn ich darüber hinaus noch etwas greifen kann, sicherlich noch mein Handy, aus reinem Reflex, auf dem sich mein halbes Büro sowie die „heilige“ Foto- und Musiksammlung befindet.
7. Eine würzige Fischsuppe zur Vorspeise, frischer Spargel vom Bauernhof an gekochtem Schinken mit Drillingen und zum Nachtisch selbst gepflückte Erdbeeren mit Sahne – lecker!
8. Als Jugendlicher habe ich Fußball beim TSV Norf gespielt, später Tennis und dann – bei meiner Größe naheliegend – Basketball. Ich konnte dem Center-Spieler problemlos durch die Beine laufen…
9. ...„Staatsmännern“ wie zum Beispiel Donald Trump oder Kim Jong-un, die ihre Bevölkerung und die Welt spalten und eher einer Comic-Figur oder einem „Schurken“ in einem schlechten Film gleichen.
10. In meiner Schulzeit war ich begeisterter Breakdancer. Die Musik der 80er war vielfältig und „verfolgt“ mich bis heute.
11. Jesus von Nazareth war der Mensch, der die Welt schon vor über 2000 Jahren bewegt hat und dessen Leben auch heute noch für mich und viele Menschen wichtig ist.
12. „Corona“ würde ich nicht nur gerne als Wort nie wieder hören, sondern auch als Virus erfolgreich bekämpfen, damit wir so bald wie möglich wieder zur Normalität zurückkehren können.
13. Gedanken lesen! Das kann sicher nicht nur in jeder Beziehung helfen, sondern auch in der Politik, wenn mal wieder Entscheidungen getroffen werden, die ich nicht so richtig nachvollziehen kann.
14. Kuchen!
15. Das kann nur meine Frau beurteilen.
16. ...Oberbürgermeister der Stadt Neuss.
17. Meine Familie, die Freunde und alle Menschen, mit denen ich mich verbunden fühle und die mit mir Neuss als Heimat in Vielfalt und Lebensfreude empfinden.
Jan-Philipp Büchler (CDU)
1. Heute hatte ich ein Arbeitstreffen zum Mittagessen. Dabei habe ich in einem kleinen Kreis Herausforderungen und Lösungen im Strukturwandel diskutiert. Zuhause haben wir – ganz praktisch – überlegt, in welchem Kreis und wie wir in diesem Jahr angesichts der Corona-Pandemie Weihnachten feiern können.
2. Nach Tirol zum Wandern auf eine Hüttentour.
3. „Das Ende der Illusionen“ von Andreas Reckwitz.
4. Chino Hose, ist bequem und sieht immer gut aus.
5. Ich schaue nach vorne: Der nächste kommt nach der Bürgermeisterwahl.
6. Zusammen mit meiner Frau: Unsere Kinder.
7. In jedem Fall französisch inspiriert. Vorspeise: Knackiger Salat mit gebackenem Ziegenkäse und kandierten Früchten, Hauptgang: Knusprige Entenbrust mit Kartoffelgratin und Gemüse der Saison, Nachspeise: Crème brûlée.
8. Silbermedaille beim Schwimmen in der Lagenstaffel bei der Deutschen Meisterschaft.
9. ...sondern Anführer eines wirklich starken, erfolgshungrigen und frischen CDU-Teams für Neuss.
10. Ein Prinzessinnenbett für meine Tochter selbst zu entwerfen und zu bauen.
11. Alexander von Humboldt wegen seines weltweiten Entdeckergeistes und seiner Einsicht: „Alles ist Wechselwirkung“.
12. Corona. Wie viele andere wünsche auch ich mir die unbeschwerte Normalität zurück.
13. Zaubern. Damit würde man vielen Menschen eine große Freude machen und dies würde mich freuen.
14. Ich bin immer optimistisch.
15. Fehler habe ich sicher viele in meinem Leben gemacht. Sie gehören zum Leben und Lernen dazu. Zum Glück habe ich keine Fehler gemacht, die ich bereue.
16. ...auf der internationalen Raumstation.
17. Meine Familie und meine Freunde. Sie bedeuten Heimat.
Carlo Dietz (Zentrumspartei)
1. Wie, wann, wo, mit welchen Personen treffen wir uns dieses Jahr zu Weihnachten.
2. Zu den Schwiegereltern meines Freundes nach Italien. Hoffe auf Impfstoff, damit dies bald möglich ist.
3. „Ein Bauch lustwandelt durch Wien“ von Vincent Klink.
4. Jeanshosen.
5. An einen Rausch kann ich mich nicht erinnern. Gut geschluckt ja. Volljährigkeit eines Neffen.
6. Alle, mit denen wir in unserem Haus wohnen: Ehefrau, Schwiegermutter und Schwägerin.
7. Bohnensuppe.
8. Vizeweltmeister im Weitsprung als Schüler.
9. ...Gewalt und Extremismus, egal aus welchem Lager oder Religion oder politischen Gründen.
10. Holzbastelarbeiten.
11. Albert Einstein. Er hatte alles im Kopf berechnet, da es zu seiner Zeit keine Computer gab.
12. Covid 19 Diskriminierung jeglicher Art.
13. Alle Menschen zum friedlichen Neben- und Miteinander zu bringen.
14. Kann selten Nein sagen.
15. Dies müssen andere beurteilen.
16. Klingt etwas anmaßend: Gott, dann würde ich alles Elend, alle Krankheiten, allen Hunger, alle Kriege abschaffen und die Natur wieder in Einklang bringen.
17. Liebe und nette Leute sowie unsere Familien.
Michael Fielenbach (FDP)
1. Die Feier zur goldenen Hochzeit meiner Schwiegereltern in Rom. Hier war einiges zu planen und natürlich geheim zu halten.
2. Es gibt drei Ziele, die ich besonders liebe und wo ich jederzeit hin verreisen würde. Selbstverständlich nach Rom, wo ich meine Frau kennengelernt habe, nach Island, wo man die Kraft der Natur mit allen Sinnen erlebt und nach Alberta in Kanada, ein wunderbares Land.
3. Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie (Karl Popper)
4. Mein äußerst angenehmer Janker, den man zu fast allen Wetterlagen und Witterungsbedingungen tragen kann.
5. Der Adrenalinrausch anlässlich einer Mitfahrt in einem Porsche-Tourenwagen auf dem Nürburgring. So schnell und kunstvoll bin ich noch nie bewegt worden.
6. Mir ist das schon passiert. Danach kennt man die Kluft zwischen Theorie und Realität.
7. Es konkurrieren bei mir zwei Gerichte: Rotkohl und Sauerbraten und Spaghea aglio e olio e peperoncino.
8. Ich wollte einem verletzten Heuler von einer Sandbank an der Nordsee helfen und auf dem Rückweg kam die Flut. Ich bin um mein Leben gerannt. Aber Heuler und Michael wohlauf.
9. ...Ideologien und denen, die sie vertreten. Mein Ziel ist das freiheitliche eigenverantwortliche Denken und Handeln und das Bemühen, eigene Ziele zu verfolgen. Die sogenannten Weltretter, die Angst mit Klimawandel und Klimakrise verbreiten, sind die Bremser unserer Zeit.
10. Gedichte schreiben. Sie räumen das Hirn in kürzester Zeit auf und rücken das eigentliche Ziel wieder ins Zentrum. Sudoku schafft das auch. Wohl dem, der Gedichte schreiben kann.
11. Albert Einstein hat mit einfachen Fragen und der daraus folgenden speziellen und allgemeinen Relativitätstheorie die Newtonschen Gesetze einfach abgelöst und die Welt auf neue Füße gestellt. Der unglaubliche Mut und das Vertrauen in die Richtigkeit seiner Fragen suchen aus meiner Sicht bis heute – bis auf Steven Hawkins – seines Gleichen.
12. „Quasi“.
13. Saxophon in einer Jazz-Kombi spielen. Einen Fahrschullehrgang bei Walter Röhrl buchen und Philosophie studieren… Ach, da gibt es noch viele Dinge zu lernen.
14. Ganz einfach… Konditoreiprodukte. Mein Vater war Bäcker und Konditor, gibt es da noch Fragen? Und der Porsche 911 hat mich schon als Kind fasziniert. Es ist der goldene Schnitt in seinen Proportionen und Ferdinand Porsche ist ein genialer Konstrukteur.
15. Ungeduld.
16. … ein Astronaut. Einmal die Welt aus dem Weltraum betrachten. Die Winzigkeit im Unendlichen, die dünne Hülle, die uns leben lässt.
17. Die Mischung aus rheinischem und niederrheinischem Gemüt, die sich kaum aus der Ruhe bringen lässt. Ein hohes Gut unserer Zeit.
Michael Klinkicht (Bündnis 90/Die Grünen)
1. Corona.
2. Ans Meer.
3. „Corona Fehlalarm?“ von Karina Reiss und Sucharit Bhakti.
4. Habe ich nicht, wichtig ist lediglich, dass es schwarz ist.
5. Kann mich nicht daran erinnern, dass es einen Anlass gab.
6. Linke Hand: Frau, rechte Hand: Sohn.
7. Ich brauche kein Menü, ich liebe Spinatpizza mit Knoblauch.
8. Beim Sprung vom Drei-Meter-Brett keine Blessuren davon getragen zu haben.
9. ...Verschwörungstheorien.
10. Es gibt Menschen, die behaupten, ich sei bühnentauglich.
11. Falls er wirklich gelebt haben sollte: Jesus.
12. Corona.
13. In die Zukunft schauen.
14. Mich in der politischen Diskussion schnell aufzuregen.
15. Ich habe nur ein paar kleine...
16. ...ein Fisch, um mir einmal die Wasserwelt mit den Augen der Bewohner anzusehen.
17. Ich habe hier meine Wurzeln. Bin eingebunden in einen tollen Kreis von Freunden und Kollegen. Die Stadt hat eine angenehme Größe, ist umgeben von schöner niederrheinischer Landschaft und bietet mir alles, was ich für mein Wohlbefinden brauche. Nicht zuletzt einen kurzen Weg zu den Spielen meiner Fortuna.
Thomas Lang (UWG/Freie Wähler)
1. Der Kummer in einer befreundeten Familie über die Demenzerkrankung des Ehemannes.
2. Nach Cuxhaven, um im Watt rumzulaufen und in guter Luft aktiv zu sein. Nirgendwo kann ich so gut schlafen wie am Meer.
3. David Safier: „Die Ballade von Max und Amelie“. Ein Roman über das große Abenteuer Liebe; die einäugige Hündin Narbe lernt auf einer Müllkippe den sanften Hund Max kennen; was die beiden erleben, ist eine großartige Geschichte, die mich angerührt hat.
4. Meine alte Lümmelhose aus Cord, in der ich mich zu Hause so richtig rumflezen kann.
5. Bei einer Hüttengaudi in Obertauern.
6. Natürlich meine Frau.
7. Helgoländer Krabbensuppe, Bratkartoffeln mit Scholle und rote Grütze.
8. Der Pilgerweg von Portugal nach Santiago de Compostella vor drei Jahren. Vier Wochen mit Zwölf-Kilogramm-Rucksack unterwegs, kaputt und müde angekommen und dann nur noch glücklich.
9. ...Phrasendreschern und Menschen, die im Nachhinein alles gewusst haben.1
0. Meine Fähigkeit zur inneren Einkehr und zur Meditation.
11. König David, eine schillernde Persönlichkeit, die vieles erreicht hat und gleichzeitig erkennen musste, dass niemand unfehlbar ist.
12. „Alles halb so wild“ – Coronaleugner.
13. Ein Instrument spielen und selbst Musik machen.
14. Naschen.
15. Ich kann schlecht Nein sagen und habe ein Helfersyndrom.
16. Assistent bei einem Sternekoch.
17. Meine Frau und die rheinische Lebensart.
Roland Sperling (Die Linke)
1. Der Schulalltag unserer Tochter unter Corona-Bedingungen.
2. An den Don in Russland – zum Dorf der Familie meiner Frau.
3. Kohai Saito: „Natur gegen Kapital – Marx’ Ökologie in seiner unvollendeten Kritik des Kapitalismus“.
4. Alte, aber bequem eingelaufene Schuhe – bis es meine Frau nicht mehr mit ansehen kann und mir neue kauft.
5. Ich kann mich irgendwie nicht richtig erinnern…
6. Wenn Frau und Kind in Sicherheit sind: so viele von unseren Büchern, wie ich tragen kann.
7. Alles, worauf man ordentlich Tabasco schütten kann.
8. Die freihändige Unterschrift unter dem Fitnessstudio-Vertrag.
9. ...FC Bayern, Dieter Nuhr, esoterischen Lebensratgebern.
10. Kinderbelustigung mit Ballonmodellieren und Handpuppentheater.
11. Jesus – falls es ihn wirklich gab.
12. „Hartz IV-Sanktionen“.
13. Richtig gut Klavier spielen.
14. Mir selbst immer mehr Arbeit aufzuhalsen, statt zu delegieren.
15. Welcher Fehler? Ich bereue nichts :-)
16. ...noch mal Bräutigam auf meiner eigenen Hochzeit.
17. Die Chance, diese schöne Stadt sozial, klimagerecht und integrativ weiterzuentwickeln.