Steinerne Zeitzeugen erhalten: Bahn, Stadt und Initiativkreis Nordstadt sind sich einig
Neuss · Bei Rodungsarbeiten auf der Böschung am Hauptbahnhof wurden im vergangenen Jahr Steinfunde freigelegt — seitdem wird über deren Verbleib diskutiert. Stadt, Deutsche Bahn, Initiativkreis Nordstadt und Politik sind sich einig: Die Fragmente sollen erhalten bleiben.
Dr. Albert Wunsch hatte sich als Privatperson an verschiedene Institutionen in der Nordstadt gewandt; er hatte befürchtet, dass die "steinernen Zeitzeugen" still und leise verschwinden. Sein Vorschlag: "Bei der Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes könnte man den Fund an prominenter Stelle einbeziehen, vielleicht sogar mit einer Schautafel, die zeigt, woher die Steine kommen." Stadtpressesprecher Peter Fischer kann aufklären: "Bei den aufgefundenen Steinen in der Bahndammböschung handelt es sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit um die fehlenden Steine des nordöstlichen Brückenpfeilers an der Brückenseite zur Gielenstraße/ Düsseldorfer Straße." Von Seiten der Bahn sei geplant, die Steine zu bergen und auf eine Lagerfläche in der Salzstraße zu bringen. "Die Steine sollen zu einem späteren Zeitpunkt, der derzeit noch nicht genau benannt werden kann, im Rahmen von Instandsetzungsarbeiten an der Brücke wieder an ihrem ursprünglichen Platz montiert werden." Auf jeden Fall halte auch die Stadt die Steine für erhaltenswert.
Ein Bahnsprecher macht ebenfalls deutlich, "dass nach Rücksprache mit der Bahnhofsleitung ein grundsätzliches Interesse am Erhalt des Fundes besteht". Die Deutsche Bahn begrüßt die Initiative von Bürgern und würde sich über eine Kontaktaufnahme und die Darstellung ihrer Ziele freuen — "sofern dieses Vorhaben wirtschaftlich vertretbare Maßnahmen beinhaltet".
Jochen Goerdt, Vorsitzender des Initiativkreises Nordstadt, steht dem Vorhaben, die Steine zu sichern, positiv gegenüber: "Die historische Substanz sollte auf jeden Fall erhalten bleiben. Beim Haus Vogelsang hat sich dies leider nicht realisieren lassen, diesmal sollte es klappen."
Auch die Politik hat sich mit den altehrwürdigen Steinen beschäftigt: Im Juni 2018 stellten CDU und Bündnis 90/Die Grünen einen Antrag, die Verwaltung solle die freigelegten Mauerreste archäologisch untersuchen lassen und hinsichtlich ihrer Erhaltung und möglichen Nutzung als Kunstwerk oder Mahnmal im öffentlichen Raum bewerten. Dieser Antrag wurde im Planungsausschuss mit großer Mehrheit verabschiedet. "Doch bisher hat sich nichts getan", so Grünen-Fraktionsvorsitzender Michael Klinkicht. Und so erobert das "Grünzeug" wieder die Mauerreste — mal sehen, ob sie Zeit haben werden, wieder vollkommen überwuchert zu werden...Rolf Retzlaff