Was er im Landtag vermisst+++Was jetzt aus den Piraten wird Vom Landtag zur Feuerwehr: Wie es für Lukas Lamla weitergeht

Neuss · Es war keine große Überraschung und doch hat ihn das Ergebnis getroffen. Für Lukas Lamla krempelte sich nach der Landtagswahl im Mai das ganze Leben um. Im Stadt-Kurier spricht er offen darüber, wie sich die Niederlage anfühlte und wie es nun weitergehen soll.

Lukas Lamla kehrt nach der verlorenen Landtagswahl zurück zu seinem alten Beruf.

Foto: Foto: Violetta Fehse

Sie wollten Politik anders machen — besser und frischer. Doch das kam bei den Wählern nicht an. Nur einen Prozent holten die Piraten, 6,8 Prozent weniger als noch vor fünf Jahren. Auch bei der Bundestagswahl war die einstige starke Newcomer-Partei kein Thema mehr.

"Wir hatten nach den Prognosen damit gerechnet, hart war es trotzdem", sagt Lamla. Voller Zuversicht waren er und seine Parteikollegen in den Landtag eingezogen, haben gut und gerne 80-Stunden-Wochen in Kauf genommen. "Wir mussten härter als die Etablierten arbeiten, uns hat ja keiner an die Hand genommen. Man teilte uns nur einen Raum zu und das war's", erinnert sich der 34-Jährige. Anträge schreiben, Rechtsbestimmungen kennen, Pressearbeit — all das war Neuland für die Piraten. "Gerade in der Öffentlichkeitsarbeit hätten wir mehr tun können. Wir wussten ja nicht, dass die anderen Parteien für jede Kleinigkeit Meldungen für die Medien verfassten", so Lamla selbstkritisch. Rückblickend gebe es die ein oder andere Sache, die er heute anders machen würde. "Ich wäre beispielsweise viel häufiger in Neuss, meiner Heimat — nicht so viel in Düsseldorf", sagt Lamla.

Dennoch gibt es auch vieles, auf das der Politiker stolz ist. "Dass die Landtagssitzungen per Livestream übertragen werden, ist unser Verdienst. Ein wichtiger Schritt zu mehr Transparenz", weiß der Neusser. Heute übernehmen andere die Entscheidungen. Etwas, womit sich Lamla inzwischen abgefunden hat. Und obwohl er einige politiknahe Jobangebote vorliegen hatte, entschied er sich, zu seiner alten Stelle bei der Berufsfeuerwehr zurückzukehren — auch wenn ihn die Entscheidungsfindung zuvor viele schlaflose Nächte gekostet hat. Heute wirkt er gelöst und entspannt. "Ich hätte es nicht richtig gefunden, nun auf anderer Ebene Karriere zu machen. Die Menschen haben mich als Feuerwehrmann in den Landtag gewählt und so kehre ich auch wieder zurück. Ich will nicht dass der Eindruck entsteht, dass ich mich wegen meines eigenen Profits habe aufstellen lassen", sagt Lamla. Er liebe seinen alten neuen Beruf. "Unsere Aufgaben sind vielseitig, wir helfen den Menschen direkt — sehen sofort die Ergebnisse unserer Arbeit", sagt der Neusser. Das war im Landtag anders. "Dort fassten wir Beschlüsse für 18 Millionen Menschen in NRW ohne exakt abzusehen, wie sich das auf die einzelnen Personen auswirken würde", sagt Lamla. Dennoch gibt es vieles, das er bereits vermisst. Die Aufbruchsstimmung und den Enthusiasmus, als die Piraten gerade durchstarteten, das engagierte, junge Team und — auch wenn es eine Randnotiz ist — den hervorragenden Käsekuchen.

Jetzt mussten sich alle Piraten neu sortieren, das Wahlkreisbüro an der Erftstraße wurde wegen fehlender Gelder geschlossen. "Das Aus ist es aber trotzdem nicht", verspricht Lamla. "Zwar haben wir uns für die Bundestagswahl zunächst zurückgezogen, aber: Wir machen weiter", so der junge Politiker kampfeslustig. So lange will er sich in seiner Heimat Neuss weiter als engagierter Ehrenamtler einbringen.

(Kurier-Verlag)