Riesengroßer Bedarf in Neuss: Hunderte Flüchtlinge wollen endlich einen Job
Neuss · Einen überwältigenden Andrang gab es bei der ersten Neusser Jobbörse für Flüchtlinge. Rund hundert Männer und Frauen waren gekommen, um endlich Arbeit in Deutschland zu finden. Nach wie vor eines der Hauptprobleme in der Flüchtlingsarbeit.
Die Zahlen sprechen für sich. Rund 100 Arbeitssuchende, 15 Jobpaten und fünf Unternehmen fanden in der Alten Post zusammen, um die Flüchtlinge in Arbeit zu bringen. Das zeigt, wie hoch der Bedarf ist. "Mit einer solchen Resonanz hatten wir nicht gerechnet. Die Zahl der Unternehmer ist sicher ausbaufähig. Für viele Besucher war kein passendes Angebot dabei", so Initiator Stephan Thönnessen. Nichtsdestotrotz gab es erste Erfolge. Circa 15 Absprachen von Unternehmen und Arbeitssuchenden begeistern die Veranstalter.
Selbst die zweistündige Ansprache in deutscher Sprache war für die Flüchtlinge kein Problem, nur 10 Prozent erhielten eine Simultanübersetzung. Despina Kosmidou aus dem Organisationsteam brachte auf den Punkt, was alle gedacht haben: "Wir sind überwältigt von der Teilnehmerzahl, mehr als dreimal so viele Arbeitsuchende wie angemeldet!" Viele Helferinnen mit Migrationsbiographie hatten vorher mit Ruhe und Freundlichkeit die Kontaktdaten aller Beteiligter aufgenommen und Namensschilder erstellt.
Marion Meyer vom Verein NE T-T e.V. begrüßte die Jobpaten, die die Geflohenen zum Teil schon seit längerem begleiten, um eine Arbeit zu finden und die damit verbundenen Herausforderungen des bürokratischen Systems zu meistern. Mit so vielen Arbeitsuchenden war die geplante Moderation letztendlich nicht aufrecht zu erhalten. Die Arbeitgeber passten sich den Umständen hochprofessionell und souverän an. So konnten für die Bereiche Gastronomie, Industrie, Dienstleistung und Handwerksbetriebe etwa 15 Verabredungen zu weiteren Gesprächen als tollen Erfolg verbuchen.
Dennoch sei die Veranstaltung ausbaufähig — Bereits zugesagte Unterstützer wie die Arbeitsagentur und die Wirtschaftsförderung des Rhein-Kreis Neuss waren nur wenige Tage zuvor abgesprungen. Stattdessen konzentrierten diese sich auf den Informationstag "Arbeiten in Deutschland", der nur einen Tag später ausgerichtet wurde. "Das wäre im Grunde die perfekte Ergänzung zu unserer Aktion gewesen. Schade, dass das nun nicht geklappt hat", so Thönnessen. Denn in den Räumlichkeiten der Volkshochschule im RomaNEum Neuss konnten sich Interessierte laut Pressemitteilung lediglich beraten lassen. Als Erfolgsbeispiele wurden Thao Tran, ehemalige Teilnehmerin des TEP-Projektes des Kolping-Bildungswerkes in Neuss und Chiedza Chogah aus Vietnam (Saigon) und Simbabwe herangeführt, die ihren beruflichen Weg erfolgreich meistern konnten.
Für Thönnessen nur ein erster Schritt, denn bei der von ihm initiierten Veranstaltung wurde deutlich, wie hoch der Bedarf wirklich ist: "Die meisten versuchen schon seit fast zwei Jahren eine Arbeit zu finden. Die Zermürbung war deutlich zu spüren und erfordert baldige Perspektive, um die kaum erträgliche seelische Belastung aufzufangen." Übrigens: Die ersten Flüchtlinge trafen schon zwei Stunden vor Beginn ein.