Heinz Kampermann will Platz schaffen für weibliche Nachfolge Stadtrat: Ist Christdemokratie eine echte Männerdomäne?
Heinz Kampermann will „mit gutem Beispiel voran gehen“: Der CDU-Ratsherr und stellvertretende Bürgermeister will sich am 13. September nicht mehr zur Wahl stellen, um so Platz für eine Frau zu machen. Und auch die beiden nach Theo Thisssen dienstältesten Ratsmitglieder – die Christdemokraten Marcel Schulze Bomke-Vossschulte und Volker Schöneberg – treten nicht mehr an.
Kaarst. Zurzeit besteht die CDU-Ratsfraktion aus 19 Männern und nur drei Frauen (Dilek Haupt, Dagmar Treger und Angelika Zelleröhr). „Wenn gewünscht wird, dass mehr Frauen in vorderster Reihe der CDU mitwirken, müssen Männer ihnen Platz machen“, so Kampermann. Er hofft, durch seinen Rücktritt eine Frau zum Nachrücken in den frei gewordenen Wahlkreis 21 in Büttgen animieren zu können. „Es gab schon erste Vorbetrachtungen, es sieht gut aus“, blickt Kampermann optimistisch auf die Mitgliederversammlung des Büttgener CDU-Ortsverbandes am 18. Februar. Er verweist auf die Tatsache, dass mit Uschi Baum (FDP) und Nina Lennhof (Grüne) bereits zwei weibliche Kandidatinnen ins Rennen um das Bürgermeisteramt gehen. „Deshalb ist es wichtig, zumindest im Rat ein ausgewogenes Geschlechter-Verhältnis in den Reihen der CDU zu schaffen“, erklärt der 67-Jährige.
Kampermann war im März 2018 für die scheidende Brigitta Thoenissen auf den Posten des stellvertretenden Bürgermeisters nachgerückt. Er schätzt die zahlreichen besuche bei Bürgern – vom 90. Geburtstag bis zur Eisernen Hochzeit: „Ich habe viele Kontakte auch über die Parteigrenzen hinaus geknüpft“, sagt er. Und so wird er trotz seines Rückzugs der Kaarster Politik nicht ganz verloren gehen: Als sachkundiger Bürger will er weiter den Kultur- und den Schulausschuss besuchen.
Volker Schöneberg teilt Kampermanns Forderung nach mehr Frauenpower in der CDU: „Da muss dringend was passieren!“ Er wird seinen Wahlkreis 17 in Holzbüttgen bei der kommenden Kommunalwahl nicht mehr besetzen. Er hofft auf „neue Leute, neue Ideen“. Seit 1989 sitzt der 61-Jährige im Stadtrat. In dieser Zeit war er 15 Jahre lang stellvertretender Fraktionsvorsitzender, sieben Jahre Schatzmeister und Mitglied in nahezu allen städtischen Ausschüssen. „Nur im Planungsausschuss war ich nie“, schmunzelt Schöneberg, der sich neben der Politik auch in der Holzbüttgener Bruderschaft als Brudermeister engagiert.
Der zweite „alte CDU-Hase im Ratsgeschäft“, Marcel Schulze Bomke-Vossschulte, würde sich ebenfalls freuen, „wenn wir Frauen für die Ratsarbeit gewinnen könnten“. Auch er befindet sich wie Schöneberg in der sechsten Ratsperiode – jetzt zieht er einen Schlussstrich: „Ich werde kein kommunales Mandat übernehmen, aber weiter CDU-Mitglied bleiben.“ Auch er hofft auf mehr weibliche Kandidatinnen für den Rat, aber auch auf jüngere Interessenten im JU-Alter.
Der CDU-Chef und Bürgermeisterkandidat Lars Christoph sieht den Frauen-Mangel in der CDU-Fraktion, doch er blickt optimistisch in die nahe Zukunft: „Ich habe einige Frauen aktiv geworben, so dass wir sicher zu einem guten Verhältnis Frauen- und Männeranteil kommen werden.“
Zudem hätte die CDU-Fraktion zu Beginn ihrer Amtszeit sechs weibliche Mitglieder gezählt, „doch drei sind uns abhanden gekommen“. Jetzt aber ist er zuversichtlich, eine ausgewogene Mannschaft mit jungen und älteren Frauen und Männern zur Kommunalwahl präsentieren zu können. Die Wahlkreise werden auf der Aufstellungsversammlung des CDU-Stadtverbands Mitte März verteilt.