Alarmstufe Rot beim Haus der Jugend: Einrichtung braucht finanzielle Hilfe

Es ist die erste und damit älteste Jugendeinrichtung der Stadt Neuss. Das Haus der Jugend hat eine rund 50 Jahre alte Tradition. Und ausgerechnet dort herrscht finanzieller Ausnahmezustand. "Ohne Hilfe schaffen wir es nicht mehr", macht Dr. Albert Wunsch, stellvertretender Vorsitzender des Vereins "Offene Tür Neuss", die missliche Lage deutlich.

Das Haus der Jugend befindet sich in einer finanziellen Schieflage. Dr. Albert Wunsch hofft auf Hilfen seitens der Stadt Neuss.

Foto: Fotomontage: privat/Violetta Fehse

Tausende Neusser haben in ihrer Jugend dort ihre Freizeit verbracht, schicken inzwischen ihre Kinder in das Traditionshaus. Hunderte Kids nutzen auch heute noch das Angebot, lernen in dem Gebäude am Hamtorwall Instrumente, knüpfen soziale Kontakte, kochen gemeinsam.

Das alles steht jetzt auf dem Spiel — denn anders als andere Einrichtungen ist das Haus der Jugend nicht in einem städtischen Gebäude untergebracht. Sanierungsarbeiten und Co. muss der Verein selbst tragen, ist dazu aber nicht mehr in der Lage. "Die ersten Jahre ging es gut. Jetzt, wo das Haus in die Jahre gekommen ist, sind aber kostspielige Maßnahmen notwendig. Allein die Erneuerung der Heizungsanlage kostete 30.000 Euro. Das können wir nicht mehr stemmen", erklärt Wunsch.

Zwar konnte der Verein sich in den ersten 30 bis 35 Jahren des Betriebes jährlich eine gewisse Rücklage aus den Mieteinnahmen der dritten Etage schaffen. Diese Einnahmen verringerten sich aber, weil feste Mieter für diese Wohneinheiten immer schwieriger zu finden waren. Auch musste eine Räumungsklage des letzten Familien-Mieters mit zweijährigem Mietausfall plus Anwaltskosten verkraftet werden.

Nach längeren Leerständen werden seit etlichen Jahren die Wohneinheiten an verschiedene Jugendliche und junge Erwachsene zu einem reduzierten Mietzins vermietet. Probleme, mit denen der Verein nicht mehr zurechtkommt. Mit Blick auf die anderen Jugendeinrichtungen in Neuss stellte Wunsch zudem fest, dass sie die Stadt im Schnitt jeweils 96.000 Euro kosten — jährlich und ausschließlich für die Bereithaltung und Instandhaltung der Gebäude. "Unsere Forderungen sind nicht utopisch, wir wollen aber zumindest die Hälfte dieses errechneten Betrages, also 49.672 Euro, Zuschuss beantragen", so der Erziehungswissenschaftler und Psychologe. Immerhin habe der Verein in den 47 Jahren den städtischen Haushalt um zwei Millionen Euro entlastet, da die Stadt bisher nicht für die anfallenden Kosten um das Gebäude aufkommen musste. Gespräche zwischen Stadt und Trägerverein habe es dazu bereits gegeben. "Einen Konsens konnten wir aber nicht finden", so Pressereferent Tobias Spange.

Susanne Benary-Höck (Die Grünen), Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, spricht sich klar für den Erhalt der Einrichtung aus, bleibt jedoch realistisch: "Wir müssen eine gesicherte Finanzierung gewährleisten und wir müssen alles uns Mögliche tun, damit das Haus der Jugend erhalten bleibt. Dabei dürfen wir jedoch nicht vergessen, dass wir begrenzte Mittel haben und nicht alle unsere Wünsche umsetzen können", so die Ratsfrau. Dennoch strebe sie einen Vergleich der bestehenden Jugendeinrichtungen an und fordert eine gerechte Lösung.

Einen Plan B gebe es laut Wunsch nicht. "Wir sind optimistisch und hoffen, dass die Politik unsere Arbeit würdigt. Speziell im Bereich der Inklusion haben wir in den vergangenen Jahren viel erreicht und wollen noch mehr schaffen", sagt Wunsch. Über den Antrag wird am kommenden Donnerstag, 9. November, im Jugendhilfeausschuss diskutiert.

(Kurier-Verlag)