Fische verenden, Vogelarten bedroht: Norfbach schon wieder ausgetrocknet Michael Klinkicht (Die Grünen) spricht von Tierquälerei+++Erftverband tatenlos

Neuss · Fische zappeln auf trockenem Grund, seltene Vogelarten verlieren ihren Lebensraum. Dem Norfbach ist wieder einmal das Wasser ausgegangen. Trotz Runder Tische, trotz unzähliger Interventionen. Verliert der Neusser Süden endgültig seine grüne Oase?

Was aussieht wie ein Waldweg, ist der ausgetrocknete Norfbach. Lebensraum für Silberreiher (oben) und Fische (unten).

Foto: Fotos: privat

Fische zappeln auf trockenem Grund, seltene Vogelarten verlieren ihren Lebensraum. Dem Norfbach ist wieder einmal das Wasser ausgegangen. Trotz Runder Tische, trotz unzähliger Interventionen. Verliert der Neusser Süden endgültig seine grüne Oase?

Umweltausschussvorsitzender Michael Klinkicht gibt im Kampf um den Norfbach nicht auf. Seit 15 Jahren lebt er in dem Stadtteil. „Und so lange beschäftige ich mich auch mit diesem Problem“, sagt er.

Dabei vergehe kein Jahr, in dem das Gewässer nicht thematisiert werde.

Erst am Wochenende schlugen Anwohner erneut Alarm. „Skandalös, was mit dem Norfbach passiert. Immer wieder haben wir über dieses Thema gesprochen und nichts passiert“, klagt Klinkicht. Erst im Frühjahr äußerte sich der Erftverband im Umweltausschuss mit einem ausführlichen Vortrag zur Situation. Anschließend wurde ein Runder Tisch ins Leben gerufen, an dem der Erftverband, die untere Wasserbehörde Neuss und die Stadt Neuss zwei Mal teilnahmen – ohne Erfolg. Warum der Norfbach in regelmäßigen Abständen trockenfällt, ist allgemein bekannt. Das Gewässer hat im Oberlauf unter anderem durch die Sümpfungsmaßnahmen der Braunkohletagebaue seinen Grundwasseranschluss und damit seine weitgehend natürliche dauerhafte Wasserführung verloren. Zum Ausgleich des Sümpfungseinflusses leitet RWE Power im Oberlauf an zwei Stellen insgesamt 100 Liter pro Sekunde ein. Das ist in regenarmen Zeiten offenbar nicht ausreichend.

Laut Peter Fischer, Pressesprecher der Stadt Neuss, habe die Verwaltung aufgrund der Hinweise aus der Bevölkerung den Erftverband und auch die untere Wasserbehörde beim Rhein-Kreis Neuss als zuständige Stellen informiert, wo die aktuelle Situation bereits bekannt war. „Die Frage, welche Maßnahmen jetzt konkret geplant sind, wäre insoweit direkt an den Erftverband zu richten“, sagt Fischer. Auf Anfrage des Stadt-Kuriers antwortet Diplom-Biologe Dr. Udo Rose: „Entsprechend unserer Beobachtungen ist die ohnehin nur wenig Wasser führende Norf im Bereich der Ortslage Derikum vorübergehend trockengefallen, obwohl RWE Power als Betreiber zweier Einleitstellen zur Abflusserhöhung der Norf bereits die maximal mögliche Menge einleitet. Ursachen sind das derzeit warme und trockene Wetter, das zu für diese Jahreszeit ungewöhnlich hohen Verdunstungsverlusten führt sowie das den freien Wasserabfluss behindernde Herbstlaub, welches eine Vielzahl kleinster Abflusshindernisse erzeugt und entsprechend eine hohe Versickerung bewirkt. Mit den gegen Ende der Woche einsetzenden Niederschlägen ist wieder eine kontinuierliche Wasserführung der Norf zu erwarten.“

Ingeborg Arndt, Naturschutzbeiratsmitglied des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), hält diese Aussagen für ein dreistes Abwatschen: „Wir hatten jetzt ein paar wenige Tage sonniges Wetter. Wo ist denn der ganze Regen von den Wochen zuvor hin? Außerdem war doch abzusehen, dass es wärmer werden würde, sodass man entsprechende Maßnahmen hätte einleiten können. Stattdessen wird nichts unternommen. Ein Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz, da wissentlich in Kauf genommen wird, dass Tiere zu Schaden kommen“, so die Ratsfrau.

Auch Klinkicht betont: „Wir haben am Norfbach seltene Vogelarten wie den Silberreiher, Fischreiher oder Eisvogel. Sie verlieren ihren Lebensraum, wenn nichts passiert. Hinzu kommt, dass hier in den vergangenen Tagen etliche Fische verendet sind. Das ist Tierquälerei“, so der Grünen-Politiker. Er hat sich mit Umweltdezernent Matthias Welpmann zusammengeschlossen, um über weitere, langfristige Maßnahmen zu diskutieren. „Letztendlich haben wir unsere Möglichkeiten aber ausgeschöpft. Der Erftverband muss tätig werden“, so der Norfer.

Violetta Fehse

(Kurier-Verlag)