Ruhig Blut – Blutspenden in Zeiten des Coronavirus
Neuss/Kaarst · Blutspenden retten Leben – und dennoch werden immer wieder Blutspendetermine abgesagt. Nicht etwa, weil es an Spendern mangelt – die Nutzung vieler Spendenlokale wird aus Angst vor dem Coronavirus untersagt.
Stephan David Küpper vom Zentrum für Transfusionsmedizin Breitscheid des Deutschen Roten Kreuzes, von dem aus die Blutspendenaktionen in Neuss und Kaarst geleitet werden, findet deutliche Worte: „Blutspenden sind auch in Zeiten von Corona alternativlos!“ Auch wenn in der weiteren dynamischen Entwicklung um das Coronavirus in den Kliniken geplante Operationen verschoben werden, „benötigen wir dringend Blutspenden, damit die Patienten weiterhin sicher mit Blutpräparaten in Therapie und Notfallversorgung behandelt werden können“, erklärt er.
Die Spender seien nicht das Problem, „es kommen ganz viele, was ein tolles Zeichen der Solidarität ist“, freut sich Küpper. Doch immer wieder werden selbst tagesaktuell die notwendigen Räumlichkeiten zum Beispiel in Schulen, Pfarrheimen und Turnhallen abgesagt. Und ein weiteres „Standbein“ knickt weg: Durch die Schulschließungen sind Sammelspendenaktionen zum Beispiel in den Berufskollegs nicht mehr möglich, ebenso wenig wie die gemeinsamen Spenden von Firmenangehörigen – dem DRK macht hier die stetig steigende Zahl der Homeoffice-Arbeiter einen Strich durch die Rechnung.
Da gibt es schon mal den einen oder anderen erzürnten Bürger, der sich an der Blutspende-Hotline beschwert. Überhaupt glühen hier zurzeit die Drähte. „Am Dienstag mussten fünf Kollegen mehr als 1.000 Anrufe entgegen nehmen – kaum machbar“, so Küpper. Es ging unter anderem um Fragen, ob ein bestimmter Termin wirklich stattfindet oder ob ich nach fünf Jahren Pause einfach wieder Blut spenden darf.
Eine häufig gestellte Frage: „Ist die Blutspende in Zeiten von Corona gefährlich?“ Küpper gibt eine beruhigende Antwort: „Blutspenden waren schon immer sicher und sind es auch in Zeiten von Corona. Wir gehen auch alljährlich mit der Grippewelle um. Blutspendetermine sind keine Orte, an denen sich Viren verbreiten.“ Dennoch wurden die Vorsichtsmaßnahmen verschärft. Die Spender erhalten detaillierte Infos, im Eingangsbereich wird die Körpertemperatur gemessen – bei mehr als 37,5 Grad Celsius wird derjenige nach Hause geschickt –, der Abstand der Betten zueinander wurde vergrößert, es steht Desinfektionsmittel zur Verfügung, die Spender werden ausführlich befragt (Anamnese).
Auch die Ehrenamtler vor Ort und die DRKler unterziehen sich vor jedem Termin einem Team-Check mit Temperaturmessung und Fragen nach dem Befinden. „Die Blutspendetermine sind sicherer als der Einkauf im Supermarkt“, weiß Küpper. Dennoch: Alle Termine des Blutspendemobils und der Sattelschlepper werden wegen der räumlichen Enge in den Fahrzeugen aus dem Programm genommen.
Und auch auf einen weiteren, von den Spendern sehr gerne in Anspruch genommenen Service müssen diese verzichten: Eine Verpflegung vor Ort wird es vorerst nicht mehr geben, dafür werden Lunchpakete gepackt. Als kleines Dankeschön lockt zudem ein Desinfektionsgel für jeden Spender.
Wie immer gilt: Menschen mit grippalen oder Erkältungssymptomen sollen sich erst gar nicht auf den Weg zu einer Blutspendeaktion machen, die anwesenden Ärzte auf den Blutspendeterminen werden sie in diesen Fällen nicht zur Spende zulassen. Das gilt auch für Spendenwillige, die vom Coronavirus betroffene Risikogebiete bereist haben.
Eine wichtige Frage gilt es noch zu beantworten: Werden Blutspenden auf das neue Virus Covid-19 getestet? Laut DRK habe sich an der Präparatesicherheit für Transfusionsempfänger durch Covid-19 nichts geändert. Für die Übertragbarkeit des Erregers durch Blut und Blutprodukte gebe es keine gesicherten Hinweise, deshalb sei auch von der zuständigen Bundesbehörde eine Testung bislang nicht vorgesehen.