Erntehelfer aus Osteuropa fehlen+++Freiwillige werden gesucht Aufgrund der Coronakrise: Ist jetzt unsere Ernte in Gefahr?

Neuss/Kaarst · Auf der ganzen Welt sorgt die Corona-Pandemie für Probleme. Geschäfte sind geschlossen, vielerorts gibt es Ausgangssperren für die Menschen und reihenweise schließen die Länder ihre Grenzen. Letzteres bereitet der deutschen Bauernschaft, auch im Rhein-Kreis Neuss, jetzt Kopfschmerzen, denn sie ist auf Saisonarbeiter, vor allem aus osteuropäischen Ländern wie Rumänien und Polen, angewiesen.

Die Kreisbauernschaft ist wegen des Coronavirus dringend auf der Suche nach Erntehelfern.

Foto: RLV/Sabine Aldenhoff

Nicht nur Deutschland, sondern die ganze Welt wird derzeit durch das Coronavirus vor völlig neue Herausforderungen gestellt. So geht es auch unseren heimischen Bauern, denn die nächste Spargel- und Erdbeerernte steht an – und Erntehelfer aus Osteuropa dürften Schwierigkeiten haben, für die Saison einzureisen.

Vom Rheinischen Landwirtschafts-Verband, dem auch die Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach angehört, heißt es dazu, dass Erntehelfer aus der Region jetzt dringend gesucht werden. „In der schwierigen Situation kommt der Sicherung der Ernährung eine besondere Bedeutung zu. Frühjahrsbestellung und Erntevorbereitung laufen in den landwirtschaftlichen Betrieben und bei den Obst- und Gemüsebauern auf Hochtouren, um die Bevölkerung mit hochwertigen und gesunden Lebensmitteln zu versorgen.“

Betriebe, die beim Auspflanzen und der Ernte von Gemüse, Kräutern oder Obst auf Saisonarbeitskräfte angewiesen seien, stünden aufgrund der Einreisebeschränkungen für osteuropäische Erntehelfer vor besonderen Herausforderungen. „Der Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauer und der Rheinische Landwirtschafts-Verband wenden sich deshalb an alle Interessierten, sich freiwillig für die Arbeiten zu melden – natürlich gegen eine angemessene Entlohnung. Aktuell steht zum Beispiel das Pflanzen von Gemüse an und vieles mehr.“

Ist unsere Spargel- und Erdbeerernte in Gefahr?

Foto: Kurier-Verlag GmbH/Pixabay

Freiwillige können sich unter Angabe ihrer Personalien wie auch der Region, in der sie tätig werden können, unter erntehelfer@provinzialverband.de melden.

Die Präsidenten und Vorsitzenden des Deutschen Raiffeisenverbandes, des Gesamtverbandes der deutschen land- und forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände, des Zentralverbandes Gartenbau, des Bundesausschusses Obst und Gemüse, der Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse und des Deutschen Bauernverbandes haben jetzt in einem gemeinsamen Schreiben an Bundesarbeitsminister Hubertus Heil für eine Reihe von Regelungen plädiert, um dringende und für die Lebensmittelversorgung erforderliche Arbeiten erledigen zu können.

Darin fordern sie eine Anpassung des Arbeitszeitgesetzes, die Anhebung der Entgeltgrenze für eine geringfügig entlohnte Beschäftigung, die Verlängerung der Beschäftigungshöchstdauer und Aussetzung der Prüfung der Berufsmäßigkeit, eine Verbesserung der Hinzuverdienstmöglichkeiten beispielsweise für Arbeitslose, Asylbewerber, Bezieher von Kurzarbeitergeld oder einer vorzeitigen Altersrente, einen erleichterten Zugang zum Arbeitsmarkt für Arbeitskräfte aus Drittstaaten sowie eine Lockerung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes, um die Zusammenarbeit zwischen Betrieben zu erleichtern.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner denkt darüber nach, ob man beispielsweise regionale Jobbörsen eröffnen könne. So könnten derzeit Arbeitslose, zum Beispiel aus der Gastronomie, auch als Erntehelfer eingesetzt werden.

Klar ist: Es muss etwas passieren. Denn was unsere heimischen Bauern jetzt nicht aussäen, können sie später nicht nachholen.