Ortstermin in Kaarst: zur Lage des rheinischen Apfels „Die Ernte ist gut, doch der Verkauf verläuft schleppend“
Kaarst · „Etwa die Hälfte der rheinischen Äpfel sind gepflückt. Wir erwarten eine gute Ernte!“, kündigt der Vizepräsident des Provinzialverbandes Rheinischer Obst- und Gemüsebauer, Georg Boekels, an. Gemeinsam mit Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen besuchte er in dieser Woche in Kaarst einen rheinischen Obstbaubetrieb.
Die Witterung habe den Apfelbäumen zu schaffen gemacht. Der Regen der letzten Tage lasse die Früchte jetzt aber schnell dicker werden. „Eines darf ich feststellen: Die Qualität der geernteten Äpfel ist hervorragend“, betonte der Vizepräsident. Die Sonne habe die Äpfel süß und lecker werden lassen.
An die Verbraucher richtete er den Appell, auf regional erzeugte Äpfel zu setzen. Alleine beim Transport von importierten Äpfeln werde eine große Menge CO2 freigesetzt. „So hat ein regional erzeugter Apfel eine wesentlich bessere Klimabilanz als ein importierter – selbst bei einer längeren Lagerung“, erklärte Boekels. Zudem werde durch den regionalen Obstanbau die Kulturlandschaft erhalten und die Biodiversität gefördert.
Sorgen bereiten Boekels die stark gestiegenen Erzeugungskosten. Dazu gehörten zuvorderst die Preise für Strom und Brennstoffe. Bei der Lagerung der Äpfel werde Energie benötigt, damit die Früchte lange knackig und frisch blieben. Die Äpfel würden dazu in einen künstlichen Winterschlaf gelegt. Neue Stromverträge würden allerdings eine Vervielfachung der Kosten bedeuten.
Zudem werde zum 1. Oktober der gesetzliche Mindestlohn angehoben. Bei dann 12 Euro pro Stunde sei die Erzeugung von Obst und Gemüse in Deutschland nicht mehr konkurrenzfähig. Von daher müsse ein regional erzeugter Apfel einen höheren Preis erzielen.
Dies sei momentan bedauerlicherweise nicht der Fall. Im Handel würden teurer erzeugte inländische Produkte am Preis der Ware aus dem Ausland gemessen. Mit den Dumpingangeboten der Überseeware könnten die deutschen Erzeuger jedoch nicht mithalten, so der Vizepräsident. Er erwarte besonders von den großen Marktpartnern Solidarität und Fairness. Das gelte für die Erzeugerpreise ebenso wie für das Angebot in der Ladentheke.
Als unverständlich bezeichnete er die Tatsache, dass gerade in diesem Jahr in der Hauptsaison von deutschem Obst vermehrt Importe in den Geschäften angeboten würden. So seien derzeit nur wenig regionale Äpfel im Handel zu finden. Der Absatz der frisch geernteten Früchte laufe nur schleppend. –etB