Museumsneubau und Verwaltungsgebäude als „Ankerplätze“ Wie der Wendersplatz zum „Heimathafen“ werden könnte
„Heimathafen“ – wäre das keine schöne, das Herz des Neussers anrührende Adresse? Bürgermeister Reiner Breuer könnte sich vorstellen, diese Anschrift künftig für den Wendersplatz zu verwenden: Die Stadtverwaltung blickte am Montag in die Zukunft des zurzeit als Parkfläche genutzten Geländes an der Hammer Landstraße. Demnach könnten am „Heimathafen“ als „Ankerplätze“ unter anderem ein Verwaltungsgebäude mit städtischen Bürgerdienstleistungen und ein Neubau des Clemens Sels Museums entstehen. Zudem soll auf der viel befahrenen Kreuzung Batteriestraße/Hammer Landstraße/Hessentordamm eine ganz besondere Form der Verkehrsberuhigung realisiert werden.
Neuss. „Wie geht es weiter mit dem Wendersplatz als Bindeglied zwischen der historischen Kernstadt, dem Hafen und dem Rennbahngelände?“, fragt Breuer – und hat eine ganze Reihe von Antworten parat, die er jetzt von Politik und Bürgerschaft diskutiert und in einem Ideenwettbewerb formuliert wissen möchte. Das Gesamtkonzept sieht vor, die städtischen Bürgerdienstleistungen, die zurzeit im Stadtgebiet verstreut sind, in einem Neubau auf dem Wendersplatz zusammen zu bringen. Breuer sieht hier Einsparpotenzial, denn schließlich unterhält die Stadt zurzeit rund 13.000 Quadratmeter Büroflächen außerhalb des Rathauses. Neben den Bürgerdiensten soll ein Museums-Neubau den zweiten großen „Ankerplatz“ im „Heimathafen“ belegen. „Das wäre für das Clemens Sels Museum ein Quantensprung“, erklärt Dr. Christiane Zangs, Dezernentin für Schule, Bildung und Kultur. Ob nur die Kunstsammlung und Wechselausstellungen oder auch die Stadtgeschichtliche Sammlung auf den Wendersplatz ziehen würden, müsse noch diskutiert werden.
Zusätzlich zu Museum und Verwaltungsgebäude könnten laut Breuer weitere Frequenzbringer wie Gastronomie und Veranstaltungsbereiche auf dem Wendersplatz entstehen. Der Stadtchef will „kulturelle und bürgerschaftliche Ankerplätze“ entstehen lassen. Auf Einzelhandel soll dort bewusst verzichtet werden, um keine Konkurrenz zur Innenstadt aufzubauen.
Um den Wendersplatz wirklich an die Stadtmitte anbinden zu können, muss allerdings die Kreuzung Batteriestraße/Hammer Landstraße/Hessentordamm umgestaltet werden. Christoph Hölters, Dezernent für Planung, Bau und Verkehr, macht einen ganz besonderen Vorschlag – die Einrichtung einer so genannten Shared-Space-Zone, in der Tempo 20 gilt, auf Verkehrszeichen, Signalanlagen und Fahrbahnmarkierungen verzichtet werden soll. Gleichzeitig sollen die Verkehrsteilnehmer vollständig gleichberechtigt werden, wobei die Vorfahrtsregel weiterhin Gültigkeit besitzt. Hölters hatte in seiner Amtszeit vor zehn Jahren in Duisburg bereits ähnliche Projekte realisiert. „Und sie funktionieren nach wie vor“, weiß Hölters. Durch die Umgestaltung der Kreuzung könne auch die Barriere für den am Markt beginnenden Radschnellweg nach Düsseldorf beseitigt werden. Breuer macht deutlich, dass Shared Space die Neuregelung bestimmter Verkehrsbeziehungen beinhalte. So könnte der Autofahrer zum Beispiel nicht mehr von der Hammer Landstraße auf den Hessentordamm abbiegen, die Hymgasse könne nur noch für Anwohner befahrbar sein. Zudem müsse man überlegen, welche Verkehrsströme künftig über die Batteriestraße fließen sollen. Breuer: „Schließlich wurde vor Jahren der Willy-Brandt-Ring für viele Millionen Euro gebaut.“
Apropos Millionen: Für das Projekt Wendersplatz muss ein hoher zweistelliger Millionenbetrag auf den Tisch gelegt werden. Breuer verweist als einen der Finanzierungsbausteine auf nennenswerte Millionenbeträge, die unter anderem durch Grundstücksveräußerungen durch Liegenschaften/Vermessung Neuss zustande gekommen sei: „Warum nicht das versilberte Vermögen reinvestieren?“, fragt Breuer.
Der Vorschlag eines freiraum-planerischen Realisierungswettbewerbs für die Umgestaltung der öffentlichen Verkehrsflächen, Freiräume und Plätze sowie der städtebauliche Ideenwettbewerb für den zu bebauenden Teil des Wendersplatzes sollen am 26. September im Planungsausschuss und am 27. September im Stadtrat diskutiert werden. Und wenn alles nach Breuers Plan läuft, möchte er zur Landesgartenschau 2026, die er nach Neuss holen will, erste bauliche Ergebnisse präsentieren.