Wie der Christdemokrat das Neusser Rathaus zurückerobern will Rosen: „Ich bin keine Marionette!“

Er ist ein Mann der deutlichen Worte, greift auch schon mal seine Kontrahenten verbal an: Sebastian Rosen (45) ist einer der Bewerber um die CDU-Bürgermeisterkandidatur.

Sebastian Rosen will für die CDU das Neusser Rathaus zurückerobern. Ob er für seine Partei ins Rennen geschickt wird?

Neuss. „Ich bin der richtige Mann, weil ich keine Marionette bin, die von jemand anderem hingesetzt wurde“, übt Rosen Kritik an der Vorgehensweise des CDU-Vorsitzenden Prof. Dr. Jürgen Brautmeier; der hatte Prof. Dr. Jan-Philipp Büchler als seinen Wunschkandidaten ins Rennen um die Bürgermeisterkandidatur geschickt. „Wenn jemand es schafft, seine Marionette durchzusetzen, die keiner kennt, sind wir schon wieder bei DDR-Verhältnissen“, ärgert sich Rosen. Und er geht weiter in die Vollen: „Büchler redet von Konzepten. Das ganze Rathaus liegt voller Konzepte, die mit viel Geld bezahlt wurden. Es wird Zeit, Taten folgen zu lassen. Büchler rettet sich mit Konzepten, wenn ihm das Wissen vom Geschehen vor Ort fehlt.“ Es habe stets das Ohr am Puls der Bürger. „Ich liebe die Stadt Neuss von Herzen und wäre hier nie wegen meines Berufs weggezogen. Ich möchte Neuss noch liebens- und lebenswerter gestalten und werde dies nicht für einen weiteren Schritt auf der Karriereleiter aufgeben“, sagt Rosen mit Blick auf seine Mitbewerber Frank Wolters (lebt und arbeitet in Paderborn) und Jan-Philipp Büchler (wohnt erst seit rund eineinhalb Jahren wieder in Neuss). Natürlich bekommt auch Bürgermeister Reiner Breuer „sein Fett weg“. Zum Beispiel beim Thema Digitalisierung. „Da wird das Bürgerbüro mit schönen Sesseln ausgestattet; es wäre besser gewesen, hier die Digitalisierung voranzubringen. Warum kann der Bürger nicht schon vorab seine Infos digital ans das Bürgerbüro schicken und dann zum Beispiel seinen Pass schnell abholen?“, fragt Rosen. Auch die Einsicht in eine Bauakte sei nicht so einfach: „In Neuss dauert das bis zu 14 Tage, in Kaarst liegen die Akten digital vor und sind mit einem Mausklick aufrufbar“, will Rosen den Gang in den Rathauskeller überflüssig machen.

Sein großes politisches Ziel setzt Rosen unter die Überschrift „Für ein soziales Neuss“. „Die CDU war lange Zeit führend in diesem Thema, jetzt driften Arm und Reich immer weiter auseinander“, sagt Rosen. Die beste Sozialpolitik sei Wirtschaftspolitik, „als MITler eins meiner Steckenpferde“. Es müssten Flächen, die brach liegen, für Gewerbe revitalisiert und neue Flächen geschaffen werden. Dabei müsse für jedes Gewerbegebiet eine gleich große Fläche in Neuss aufgeforstet werden.

In Sachen Mobilität müsse man vermeiden, dass der Individualverkehr oftmals komplett im Stau stehe, zum Beispiel auf der Strecke von der Hafenstraße zum Markt. Hier sei eine vernünftige Achse vom Neusser Süden nach Norden notwendig. Zudem müssten die ÖPNV-Preise anders gestaffelt werden. „Ich möchte Neuss klimaneutral machen“, so Rosen.

Auch die Sicherheit in Neuss sieht er kritisch: „Ich war acht Jahre lang Messdiener in der Marienkirche. Es kann doch nicht sein, dass sich jetzt ältere Damen dort nicht mehr in die 18-Uhr-Messe trauen“, fordert Rosen, Drogenhändler offensiv zu vertreiben, auch mit Hilfe des Kommunalen Ordnungsdienstes und des Einsatzes von Streetworkern. Zudem schlägt er ungewöhnliche Maßnahmen vor, wie zum Beispiel eine punktuelle Beschallung mit klassischer Musik, um eine bestimmte Klientel zu vertreiben. Auch könne mit Lichtinstallationen gearbeitet werden.

Für den Sport in Neuss findet Rosen lobende Worte: „Wir haben in unserer Stadt im Verhältnis zur Einwohnerzahl die größte Bezirkssportanlagen-Dichte in NRW.“ Ein neuer Vorschlag: Den Breitensport könne man zum Beispiel mit einem Trimm-dich-Pfad in eins der neu entstehenden Waldgebiete ziehen.

Rosen sieht sich im Vergleich zu seinen fünf CDU-Kontrahenten klar im Vorteil: „Ich bin der einzige Kandidat, der in Stadt und Rat Breuers Fehler mitbekommen hat. Ich habe die Erfahrung, um später den Rat leiten und bei wechselnden Mehrheiten steuern zu können.“ Und wenn’s diesmal doch nicht klappen sollte? Rosen: „Ich habe immer für die CDU gekämpft und werde auch weiter für sie kämpfen!“Rolf Retzlaff

Am 30. September werden die CDU-Mitglieder ihren Bürgermeisterkandidaten wählen. Sechs Bewerber stehen zur Auswahl. Bisher hat der Stadt-Kurier drei Bewerber vorgestellt: Nach Bärbel E. Kohler, Prof. Jan-Philipp Büchler und Frank Wolters folgt heute Sebastian Rosen. Ruth Sternemann-Böcking und Markus Kuhl sind in den nächsten Ausgaben an der Reihe. Zu lesen sind die Vorstellungen unter www.stadt-kurier.de.