Vizebürgermeister-Posten: Rosen verzichtet auf seine Kandidatur

Neuss · Sebastian Rosen hat gestern seine Kandidatur für das Amt des Vizebürgermeisters zurückgezogen. Ihm ist die Debatte um die "Pöstchenjägerei" seiner Fraktion "zutiefst zuwider". Nachdem Bürgermeister Reiner Breuer satte 1.600 Euro "Spesengeld" neben dem Chauffeursservice und anderen Extras in Erinnerung gerufen hatte, meldete sich plötzlich fast der komplette Fraktionsvorstand der CDU für dieses schöne Amt.

Sebastian Rosen macht sich Sorgen um die CDU.

Foto: Foto: Frank Möll

Beobachter rechnen mit sieben bis neun Kandidaten.

Für manche CDU´ler kann die Politik in Neuss nicht mehr als Ehrenamt bezeichnet werden. Sollte zum Beispiel die ehemalige Teamassistentin Ingrid Schäfer Vizebürgermeisterin werden, könnte sie mit einem Schlag ihre Rente verdoppeln. Schon heute sitzt sie in vielen lukrativen Gremien und Aufsichtsräten.

"Einer der Kandidaten hat mir gesagt, dass er nicht antritt, um zum Beispiel die Nachfolge von Reiner Breuer anzustreben, sondern dass sich der Vizebürgermeistertitel gut auf seiner Visitenkarte machen würde. Eine andere Kandidatin erzählt, dass sie dieses Amt als krönenden Abschluss ihrer politischen Karriere sehen würde. Dies ist nicht im Sinne der Bürger. Politiker sollen nicht für sich selbst sorgen, sondern für die Menschen. Wir wollen aber doch etwas für die Bürger tun und nicht für unser eigenes Ego", so Sebastian Rosen.

Der junge Mann war vor einer Woche noch der einzige Kandidat und hatte sich bei Helga Koenemann fristgerecht angemeldet. In der Klausurtagung hatte die Fraktion beschlossen, dass sich alle Kandidaten bis zum 15. Januar bei der Fraktionsvorsitzenden zu melden haben, damit der Fraktionsvorstand darüber beraten kann. "Es wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass diejenigen Kandidaten, die dem Fraktionsvorstand angehören, am Beratungspunkt nicht teilnehmen sollen. Nach Anmeldeschluss kam es dann in der Fraktionsvorstandssitzung zu der Situation, dass sich fast der gesamte Fraktionsvorstand vorbehält, sich noch eventuell zur Wahl zu stellen. Das ist peinlich und eine Farce und wird dem Amt nicht gerecht", sagt Sebastian Rosen.

"Wir tun gut daran, eine solche Position dafür zu nutzen, in der Bürgerschaft wieder mit unseren Themen präsent zu sein und verloren gegangenes Terrain zurückzugewinnen. Die CDU müsste jetzt den Generationswechsel einleiten. Stattdessen kandidieren fast ausschließlich Leute, die sonst Ü-65-Partys besuchen."

Rosen rechnet damit, dass zur Wahl am Samstag knapp über 20 Personen erscheinen werden, aus deren Mitte sich sieben bis neun Personen berufen fühlen, Vizebürgermeister der Stadt Neuss zu werden. "Ich empfehle passend zur Jahreszeit die Verweisung in den Karnevalsausschuss", versucht Rosen trotz aller Sorge um die Partei nicht humorlos zu sein.

Auch CDU-Chef Jörg Geerlings sieht man die Unzufriedenheit nach der Kandidatenflut an. "Ich weise aber darauf hin, dass ein Drittel der genannten Summe an die CDU abzuführen und auch noch zu versteuern ist. Das, was der Vizebürgermeister an Aufwandsentschädigung bekommt, liegt weit unter der genannten Summe." Viele werden heute der Wahl fernbleiben.

(Kurier-Verlag)