Gefahr und Kosten Asbestsanierung und die wirtschaftlichen Auswirkungen
Während die Umwelt- und Gesundheitsrisiken von Asbest hinreichend diskutiert werden, bleiben die wirtschaftlichen Folgen dieses gefährlichen Minerals oft im Hintergrund. Für Hausbesitzer, Unternehmen und Gemeinden aber stellt die Asbestsanierung und Entsorgung eine erhebliche finanzielle Herausforderung dar und das weltweit.
Eine Sanierung von asbestbelasteten Gebäuden und Infrastrukturen erfordert spezielle Verfahren und Technologien, die wiederum mit enormen Kosten verbunden sind. Darüber hinaus ist die sichere Entsorgung von Asbestabfällen insbesondere für die öffentliche Hand eine kostspielige Angelegenheit. Diese Kosten haben nicht nur Auswirkungen auf Haushalte und Budgets, sondern langfristig auch für die Wirtschaft. Die Baubranche sieht sich steigenden Kosten aufgrund von Richtlinien und Vorschriften bei der Asbestsanierung gegenüber, die Versicherungsunternehmen sind mit finanziellen Auswirkungen von Asbestschäden konfrontiert. Hinzu kommen die Gesundheitskosten, die im Zusammenhang mit Asbest entstehen. Die Politik ist gefordert, angemessene Maßnahmen zu entwickeln, um die Herausforderungen zu meistern, die im Zuge der bevorstehenden Sanierungswelle asbestbelasteter Gebäude auf die Wirtschaft zukommen.
Die Gefahr kommt mit der Sanierung
Im Rhein-Kreis Neuss spricht die IG Bau von einer neuen „Asbest-Gefahr“. Der Kreis stehe erst am Anfang von zwei Sanierungsjahrzehnten, die durch die energetischen Gebäudesanierungen in Zusammenhang mit den Klimaschutzzielen enorm an Fahrt aufnehme. Viele der von 1950 bis 1990 erbauten Gebäude würden jetzt modernisiert, umgebaut, angebaut oder aufgestockt. Solange asbestbelastetes Material unangetastet bleibt, besteht für die Bewohner der Gebäude keine Gefahr. Bei Sanierungen aber werden die Fasern des gefährlichen Minerals freigesetzt und gelangen in die Raum- und damit in die Atemluft. Wie gefährlich Asbest ist, wurde erst in den späten 1970er Jahren bekannt. Aber erst seit 1993 sind Herstellung und Handel, seit 1997 die Verwendung von asbesthaltigen Baustoffen verboten. Asbest kann damit in allen Gebäuden vorhanden sein, die bis 1997 erbaut wurden. Am einfachsten herausfinden lässt sich eine Asbestbelastung mit einem Asbest Test für Hausstaub oder Materialproben. Dazu gibt es Testkits, die es jedem ermöglichen, in den eigenen vier Wänden solche Tests durchzuführen. Die Proben werden an ein Labor geschickt und dort mit Spezialverfahren analysiert. So lassen sich auch kleinste Asbestbelastungen aufspüren. In möglicherweise betroffenen Gebäuden sollte keine Sanierung ohne diese Tests in Angriff genommen werden.
Kosten nur schwer zu schätzen
Zwar dürfen asbestbelastete Baustoffe auch von Laien entfernt werden, vorausgesetzt, sie verfügen über die entsprechende Sachkunde. Zahlreiche gesetzliche Vorschriften und Richtlinien machen es einem Laien aber fast unmöglich, die Asbestsanierung selbst vorzunehmen. Auch mit Blick auf die Gesundheit ist es deshalb ratsam, eine Fachfirma zu beauftragen. Dadurch entstehen Kosten für geschultes Personal, spezielle Abfallbehälter und für die Entsorgung als Sondermüll. Experten haben Kosten zwischen 35 und 45 Euro pro Quadratmeter Sanierungsfläche für eine Asbestsanierung errechnet, die Beschaffung neuer Materialien nicht eingerechnet. Die Entsorgung als Sondermüll schlägt pro Tonne je nach Region mit 100 bis 300 Euro zu Buche. Die wirtschaftlichen Auswirkungen umfassen indes nicht nur die direkten Sanierungskosten, sondern auch Kosten für das Gesundheitssystem durch asbestbedingte Krankheiten, Produktionsausfälle und Verzögerungen sowie Rechtsstreitigkeiten und Versicherungsansprüche im Zusammenhang mit Asbestschäden. Schätzungen zufolge belaufen sich die globalen Kosten für die Gesundheit im Zusammenhang mit Asbest auf knapp 4 Milliarden US-Dollar, die Kosten für Rechtsstreitigkeiten auf weitere 2,3 Milliarden. Die langfristigen Auswirkungen der jetzigen Sanierungswellen sind darin nicht berücksichtigt.