Neuss Wo der „wilde Kaiser“ mit dem Pony durchbrennt: Nicht ganz ernst gemeinte Einblicke in die Bergwelt des Christoph Rehlinghaus

Neuss · Majestätisch ragen die Gipfel des „Wilden Kaisers“ gen Himmel – aber ist das Spiel von Licht und Schatten auch richtig dargestellt? Für Christoph Rehlinghaus, den Erschaffer dieses Ölgemäldes, ist dies unerheblich: Er hat seinen ganz privaten „wilden Kaiser“ in dem Bild versteckt...

Christoph Rehlinghaus’ Lebkuchenherz schlägt fürs AlpiNEum .

Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

Tradition und Spaß, Respekt und Respektlosigkeit treffen hier aufeinander – wie bei so vielen Kunstwerken und Exponaten, die im neuen AlpiNEum im Schatten des Obertors zu sehen sind.

„Was passiert denn hier?“ Eine Frage, die Rehlinghaus sehr häufig gehört hat, seit er vor einigen Wochen in den altehrwürdigen Gemäuern des ehemaligen Feinschmecker-Restauarants „An de Poz“ an der Oberstraße 7 sein „Museum für alpine Kulturgeschichte“ eröffnet hat. Wo bis vor sieben Jahren noch Speis und Trank serviert wurden, sind jetzt Kunst und Kultur zu sehen. Doch der Besucher darf sich nicht auf einen klassichen Museumsbesuch einstellen. Auf dem Programm stehen: genau hinsehen, sich mit Tradition und Weiterentwicklung auseinandersetzen – und stets ein Lächeln auf den Lippen beim Betrachten der Exponate, wie zum Beispiel bei dem Allerweltsmotiv einer Berg- und Waldwelt: Doch hier röhrt nicht der Hirsch, ein Elefant bricht durchs Dickicht. Die Auflösung bringt der Titel des Kunstwerks: „Hannibal überquert die Alpen“...

„Der Spaß darf hier auf keinen Fall zu kurz kommen“, erklärt Rehlinghaus, „es soll auch nach Alpen riechen und schmecken“. Neben den von ihm selbst gemalten Bildern ist ein buntes Sammelsurium zu sehen: Texte, Rezepte, Kleider, Figuren, von Inka Rehlinghaus selbst gefertigte Taschen, „Berggipfel“ und vieles mehr. Willkommen sind „Wanderfreunde, Alpinisten, Abenteurer, Kunstfreunde und Spaziergänger“, schmunzelt der 58-Jährige. Er sieht sein „AlpiNEum“ – eine dezente Anspielung auf das RonamNEum – auch als Begegnungsstätte verschiedener Menschen und Kulturen. Da war zum Beispiel die holländische Hansefest-Delegation, die von Rehlinghaus’ Alphornspiel im Kellergewölbe des „AlpiNEums“ angelockt wurde und ihn schon im kommenden Jahr auf der Hansefest-Bühne sieht. Oder die Schweizer Musiker, die ihm mithilfe von drei Salatschüsseln das traditionelle „Talerschwingen“ näherbrachten. Rehlinghaus liebt offenbar Traditionen, zeigt sich selbst gerne in der Krachledernen, ist aber auch Verfechter stetiger Weiterentwicklung. Und so darf man gespannt sein, was er in seinem „Museum“ auf die Beine stellen wird. Bald stehen die „Schweizer Wochen“ an. Da dürfen alpenländische Eigenarten wie „Käse im Küchenschränkchen, der Problembär Bruno, Wilhelm Tell, der Glacier-Express, der Bernhadiner mit Fässchen und natürlich Heidi“ nicht fehlen, freut sich Rehlinghaus auf eine spannende und humorvolle Ausstellung. Wie er die Themen künstlerisch umsetzen wird, verrät er noch nicht.

Kein Geheimnis macht er aus seinen Zukunftsplänen: Er will Ordnung in sein Alpenchaos bringen. Ab Februar / März soll es feste Öffnungszeiten sowie ein Quartalsprogramm geben, vorassichtlich auch mit einem Jodel-Wokshop. Er will einen „methodisch-didaktischen Betrieb“ aufbauen, weiß er doch über nahezu jedes Exponat eine Geschichte zu erzählen. Auf unterhatsame Weise Wissen vermitteln – so könnte seine Museumspädagogik funktionieren. Das Pflegeheim Herz Jesu und verschiedene Schulklassen sind bereits in den Genuss einer Führung gekommen.

„Das ,AlpiNEum’ ist kein Geschäftsmodell“, macht der hauptberufliche Lehrer deutlich, dass kein Eintritt genommen werden soll. Dafür spielt er mit dem Gedanken, einen Museums-Förderverein zu gründen. Damit auch die „Flachlandtiroler“ im Rheinland in den Genuss der imposanten – und meist auch humorvoll betrachteten – Bergwelten kommen und sich weiter mit den verschiedenen Interpretationen von Tradition auseinandersetzen können.

Wer Interese an einer Führung durch das „AlpiNEum“ hat oder es auf irgendeine Weise unterstützen möchte – zum Beispiel beim Aufbau des Fördervereins – erreicht Christoph Rehlinghaus unter Tel. 0174/1438647 oder rehhaus@googlemail.com. Und wer weiß: Vielleicht entdeckt der aufmerksame Besucher dann auch den „kleinen wilden Kaiser“. Ein Tipp: Lassen Sie sich nicht zu sehr vom Farbenspiel des gleichnamigen Gebirgszugs ablenken...

Rolf Retzlaff