Wegen der Coronakrise Videobotschaft anstelle der „Zog-Zog“-Versammlung

Neuss · Auch die traditionelle Zog-Zog-Veranstaltung musste in diesem Jahr wegen der Corona-Krise ausfallen. Schützenpräsident Martin Flecken und Bürgermeister Reiner Breuer veröffentlichten hierzu eine Videobotschaft, die unter www.schuetzenfest-neuss.com/zog-zogvideobotschaft/ zu sehen ist.

Ein Tränchen müssen sie schon – natürlich augenzwinkernd – verdrücken: Bürgermeister Reiner Breuer und Schützenpräsident Martin Flecken (v.l.) präsentieren das Schützenfestplakat 2020. das leider nicht in der Stadt verbreitet werden kann.

Foto: Verein

In seiner Ansprache ging Schützenpräsident Martin Flecken auf die Bedeutung der Zog-Zog-Veranstaltung ein: „Sechs Wochen vor dem letzten Augustwochenende treffen sich in Neuss traditionell die Bürger und Bürgersöhne. Wir stimmen ab, ob auch in diesem Jahr unser ersehntes Schützenfest stattfinden soll. Das ist der Tag, an dem 2020 diese Botschaft online geht. Stets ist in der Versammlung auch unser Bürgermeister gern gesehener Gast, immer richtet auch er sein Wort an die Versammlung. Traditionell dazu eingeladen sind auch die Mitglieder des Neusser Hauptausschusses. Erstmals waren im vergangenen Jahr die Damen des Hauptausschusses dabei, manche haben mir da auch schon die Zusage für dieses Jahr gegeben. Leider gibt es in diesem Jahr die Versammlung der Bürger und Bürgersöhne nicht, als Großveranstaltung darf sie nicht stattfinden.“ Gleichwohl wolle der Bürger-Schützen-Verein zumindest auch in diesem Jahr virtuell präsent sein.

„Die Idee des Beschützens der Mitbürgerinnen und Mitbürger ist der rote Faden in der Geschichte des Schützenwesens“, weiß Flecken, „mitnichten verzichten wir gern auf unser Schützenfest, im Gegenteil, uns und mir blutet das Herz, wir vermissen die persönliche Begegnung und Gemeinschaft, das fröhliche Anstoßen mit einem Bier, die Umarmung und das Bützken op de Schnüss mit lieben und netten Nüsser Röskes, wir vergießen melancholisch manch trauernde Träne. Viele der Komiteeredner des Abends der Bürger und Bürgerssöhne zeichneten Szenarien an die Wand, die uns erschreckt protestieren ließen. Nein, das kann, das darf doch nicht sein, kein Schützenfexit wie bei Mario Meyen, kein schweißbadender Albtraum wie bei Thomas Nickel. Eine Pandemie wie Corona hat keiner an die Wand gemalt. Doch wir haben sie. Und wir sind überzeugt: Wir schützen Neuss! Gerade deshalb und aus Gründen der Vernunft feiern wir unser großes Schützenfest nicht wie gewohnt. Doch wir zeigen Gemeinschaft. Wir können uns virtuelle versammeln und zusammen kommen mit unseren Fotos im Großposter unseres Stadtpatrons, des heiligen Quirinus.“

Dazu ruft Flecken auf: „Wir können uns auch treffen in unseren kleinen Zuggemeinschaften mit unseren Frauen, Kindern und Partnern, auch am Wochenende nach Bartholomäus, sei es hier privat in Neuss, sei es in manch auswärtigen Orten, zu denen ich höre, dass Züge reisen. Unsere Gemeinschaft lebt, auch ohne unser geliebtes Schützenfest mit seinem traditionellen Ablauf. Wir schützen Neuss.“

Bürgermeister Reiner Breuer bedauert natürlich ebenfalls den derzeitigen Zustand: „Es wird deshalb auch keinen spontanen und völlig unerwarteten Ausruf ,Zog Zog’ der Versammlung geben, mit dem sicher wäre, was keine ahnte, dass ,der Zog’ auch in diesem Jahr wieder ziehen soll. Die traditionelle Frage und die Antwort darauf erübrigt sich in diesem Jahr leider schlichtweg, weil die Regierung des Landes NRW die Durchführung aller Volks-, Heimat- und Schützenfeste jedenfalls bis Ende Oktober dieses Jahrs untersagt hat. Als rechtstreue Bürger und Bürgersöhne halten wir uns natürlich an dieses ,Verdikt’…“ Nach wie vor halte uns der heimtückische Corona-Virus weltweit und auch hier in Neuss in Atem.

„Zum Schutz von Menschenleben mussten wir und müssen weiter starke Einschränkungen unserer Freiheit in Kauf nehmen. Jedoch ist es Ihnen allen durch striktes Einhalten von Regeln zu verdanken, dass die Infektionszahlen in der Stadt Neuss verhältnismäßig niedrig sind. Es ist Ihnen zu verdanken, dass wir in Neuss die „Türe zur Freiheit“ wieder öffnen können. Dabei muss aber klar sein, dass die Lage sehr fragil ist“, macht Breuer deutlich.

Eine wichtige Erkenntnis aus der Corona-Krise sei , dass Solidarität und Mitmenschlichkeit in unserer Heimatstadt einen sehr hohen Stellenwert hätten. „Diese Werte sind solche, die wir gerade aus dem Schützenwesen, aus den Zügen kennen und die wir weiter pflegen müssen. Deshalb ist es gut, dass wir trotz Corona auch in diesem Jahr das Brauchtum in den Zügen in vertretbarem Rahmen pflegen, uns austauschen und den Zusammenhalt aufrechterhalten. Im nächsten Jahr, das verspreche ich hiermit, werden wir unser geliebtes Schützen- und Volksfest um so lieber und vielleicht sogar mit größerer Freude feiern. Dann soll wieder ein kräftiges ,Zog-Zog’ durch die Stadthalle erschallen und ,Kirmes, Kirmes, Du des Neussers Freud´ und Lust’ als Lied erklingen.“