Rhein-Kreis Neuss treibt die Digitalisierung voran Bußgeldscheide werden digital verschickt
Rhein-Kreis Neuss · Immer mehr Ämter der Kreisverwaltung arbeiten digital. Auch die Bußgeldstelle erstellt ihre Bescheide jetzt vollautomatisch. Rund 140.000 Schriftstücke werden hier pro Jahr bearbeitet. Wolfgang Gross, Leiter der Bußgeldstelle, ist froh, dass sein Team von der Digitalisierung in Corona-Zeiten profitieren konnte. Er berichtet: „Früher haben wir die Bescheide in den Büros ausgedruckt und für den Versand vorbereitet. Seit mehreren Wochen haben wir das Verfahren automatisiert. Wir speichern die Dokumente zentral und geben sie an die Hausdruckerei weiter. Dort werden sie automatisch gefaltet und kuvertiert.“
So erledigen die Mitarbeiter der Bußgeldstelle seit Beginn der Pandemie den Schriftverkehr im Home-Office oder im Einzelbüro und schicken ihn direkt zum Druck und Versand an das Inhouse-Druckzentrum. In Zukunft will die Bußgeldstelle Anwälten und Gerichten vollständige Akten, die bisher als Kopien verschickt wurden, digital zur Verfügung stellen. Dafür hat sich Wolfgang Groß mit seinem Team für ein Pilotprojekt der Staatsanwaltschaft Düsseldorf zur elektronischen Aktenversendung an Justizbehörden beworben.
Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und der zuständige IT-Dezernent Harald Vieten sind sich einig: „Wir wollen die Digitalisierung in allen Ämtern vorantreiben und dabei zum einen das Bestehende optimieren und zum anderen innovative Ansätze verfolgen“, sagen sie. Dabei haben sie den Fahrplan des Online-Zugangsgesetzes (OZG) des Bundes im Kopf: Bürgerservice-Angebote sollen bis 2022 digital verfügbar sein. Petrauschke betont: „Wir wollen uns in der Kreisverwaltung nicht darauf beschränken, nur Online-Formulare zur Verfügung zu stellen, sondern auch die folgenden Prozesse möglichst komplett und medienbruchfrei digital umsetzen.“
Mit dem Amtsantritt von Harald Vieten als IT-Dezernent im Jahr 2018 hat der Kreis eine Stabsstelle Digitalisierung eingerichtet, die digitale Lösungen zusammen mit den Fachbereichen erarbeitet. Ende des Jahres bezieht dieses Team ein als Open Space angelegtes Digitallabor im Kreishaus Grevenbroich. Vieten erläutert: „Die Erkenntnis, dass Veränderung im Kopf beginnt, ist nicht neu. Doch um Prozesse neu zu denken und Digitalisierungspotentiale zu steigern, braucht es auch gute Voraussetzungen.“ Als Beispiele für Innovation nennt er erfolgreiche eigene App-Entwicklungen wie die Straßenverkehrsamts- und die Heimfinder-App, die landes- und bundesweite Aufmerksamkeit erregen. In der Stabsstelle wird er von Chief Information Officer (CIO) Horst Weiner und dem Chief Digital Officer (CDO) Jürgen Brings unterstützt.
Frank Meger, Projektleiter aus der zentralen IT, arbeitet eng mit den Fachbereichen und der Stabsstelle Digitalisierung zusammen: „Wir schauen uns die Prozesse in den jeweiligen Fachbereichen genau an und analysieren und optimieren danach mit Hilfe der digitalen Technik gemeinsam die Abläufe.“
Landrat Hans-Jürgen Petrauschke weiß, dass die Verwaltungen noch mehr als bisher voneinander lernen müssen. „Ein gewaltiger Wust an historisch gewachsenen, nebeneinander existierenden Eigenentwicklungen in den Kommunen ist häufig noch Alltag“, sagt er und spricht sich für noch mehr interkommunale Zusammenarbeit aus. Im vergangenen Jahr haben die kreisangehörigen Kommunen und der Kreis ein lokales Bündnis zur Digitalisierung geschlossen. Eine neue interkommunale Arbeitsgruppe der IT-Leitungen entwickelt gemeinsam Projekte. Eins davon ist das gemeinsame Fortbildungsprogramm zur Digitalisierung, das Mitarbeitern aller Verwaltungen im Kreis zur Verfügung steht.