Drängende Frage: Wie bleibe ich an Schützenfest gesund?

Neuss · Sie sind Schützen. Sie sind auch Ärzte. Im Stadt-Kurier geben Dr. Schneider (Grenadier), Dr. Geske (Altstadtwache Zons) und Dr. Peters (Schützenlust) wertvolle Tipps für ein schmerzfreies Fest.

Das Team der Rheintor-Klinik hilft „Schützen in der Not“.

Foto: Frank Möll

Blasen und Druckstellen an den Füßen — Was kann ich tun? Blasenbildung an den Füßen ist eine äußerst schmerzhafte Angelegenheit. Man kann verschiedene Maßnahmen ergreifen, um sich vor einer Blasenbildung an den Füßen zu schützen. Hierbei ist zunächst wichtig, die auslösenden Ursachen zu kennen. Dr. Schneider von der Rheintor-Klinik: "Der Schütze sollte das Tragen neuer Schuhe vermeiden und besser bereits eingelaufene Schuhe benutzen. Weiterhin sollten diese nicht zu eng sein, um Druckstellen zu vermeiden. Auch eine Gummisohle ist sinnvoll, damit Unebenheiten auf dem Boden besser abgefedert werden. Bei der Wahl der Socken sollte auf schwarze, nahtlose Sportsocken zurückgegriffen werden. Auch hier macht es Sinn, bereits getragene und gewaschene Socken zu benutzen, um chemische Restsubstanzen zu entfernen. Besonders anfällige Füße können vorher mit Vaseline oder Hirschtalg eingerieben werden. Auch kurze Nylonsocken unter den Baumwollstrümpfen dienen zur Blasenprophylaxe." Ist eine Blasenbildung erst einmal aufgetreten, kann unter Umständen das weitere Marschieren unmöglich werden. Bei Wasser- und Blutblasen kann es gar zu schweren Infektionen kommen. Dr. Schneider: "Kleinere Blasen und Druckstellen können selbst behandelt werden. Blasen die größer als eine 2-Euro-Münze sind, sollten ärztlich versorgt werden. Hat sich die Haut bereits mit Sekret oder Blut gefüllt, wird die betroffene Stelle nach vorheriger Handdesinfektion zunächst mit Seife und Desinfektionsspray gesäubert. Mit einer sterilen Kanüle wird die Blase am Rand angestochen und entleert. Zum Schluss wird die betroffene Stelle mit einem sterilen Pflaster abgeklebt. Besser noch ist das zusätzliche Abdecken mit einen Lochschaumgummi und fixierender Klebefolie. Wichtig dabei ist, dass der betroffene Blasenbezirk ausgespart bleibt. Alternativ können natürlich handelsübliche Blasenpflaster benutzt werden. Keinesfalls darf die Blase überdeckende Hautschicht entfernt werden! Möglichst warten, bis die Haut getrocknet ist, dann kann sie vorsichtig abgetragen werden."

Dr. Peters, Dr. Schneider und Dr. Geske geben Rat.

Foto: Frank Möll

Beschwerden an Knöchelgelenk und Knie: Was ist zu tun? Insbesondere Knie- und Knöchelgelenke sind durch lange Marschwege Belastungen ausgesetzt, die vor allem beim vorerkrankten Gelenk zu schmerzhaften Reizzuständen, Schwellungen und Ergussbildungen im Gelenk führen können. Dr. Geske: "Bei Schützen, die unter bekannten Verschleißerkrankungen im Knie- oder Knöchelgelenk leiden, kann plötzlich durch die Belastung beim Marschieren die Arthrose aktiviert werden. Auch vermeintlich gesunde Gelenke können plötzlich anschwellen oder gar äußerst schmerzhaft reagieren. Erst bei späteren Untersuchungen stellt sich dann in vielen Fällen eine bis dahin unbekannte Vorschädigung heraus. Bei leichteren Beschwerden und Schwellungen können verschiedene Selbsthilfemaßnahmen ergriffen werden. Dazu gehören unter anderem Kühlkompressen, feuchte Quarkwickel oder Einreibungen mit abschwellenden Salben und Gelen. Besonders effektiv wird die Wirkung der Salben durch das Verschließen mit Klarsichtfolie (so genannte Packungen). Sollten die Beschwerden anhalten, müssen weitere Belastungen eingestellt und ein Orthopäde aufgesucht werden." Sind Verletzungen oder Verschleißerkrankungen vorher bekannt, kann durch Vorbeugemaßnahmen wie optimiertes Schuhwerk, Bandagen und ärztliche Behandlungen Schlimmeres vermieden werden. Auch durch die vorherige Anwendung verschiedener Medikamente oder Medizinprodukte kann in den meisten Fällen die Aktivierung einer Arthrose vermieden werden. Dr. Geske: "Bei einer bekannten Arthrose können Gummisohlen die auf das Gelenk einwirkenden Stoßbelastungen dämpfen. Einseitige, meist innenbetonte Arthrosen des Knies können durch eine Korrektur der Gelenkachse über einen Fersenkeil entlastet werden. Bandagen geben zusätzlichen Halt und sind eine wertvolle Unterstützung. Sollten die Beschwerden weiter anhalten, muss der Arzt aufgesucht werden."

Beschwerden an Schulter und Wirbelsäule: Was hilft? Beschwerden im Bereich der Schulter-Nacken-Region werden in den meisten Fällen durch Zwangshaltung und Überbelastung ausgelöst. Gefahrenquellen während des Schützenumzuges stellen hier das Tragen schwerer Blumenhörner oder das Halten und Schwenken großer Fahnen dar. Zu den Symptomen gehören schmerzhafte Muskelverspannungen und Muskelverhärtungen, Kopf-, Schulter- und Armschmerzen. Dr. Peters: "Bei den hier auftretenden Beschwerden handelt es sich in der Regel um die Folge einer Überbeanspruchung nicht ausreichend vortrainierter Muskelgruppen. Weiterhin können Gelenkfunktionsstörungen auftreten. Davon betroffen ist vordergründig die Hals- und Brustwirbelsäule. Bei bekannter vorgeschädigter Wirbelsäule sollte vom Tragen schwerer Lasten generell Abstand genommen werden."
Dr. Peters: "Liegt das Schmerzzentrum eher im Schulterbereich empfehlen sich Kältebehandlungen (Eis ohne direkten Hautkontakt/aus dem Gemüsefach oder Quarkpackungen). Ebenfalls können Salben eingesetzt werden. Bei Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule beziehungsweise im Bereich des Nackens sind Wärmebehandlungen wie Rotlicht, Wärmflaschen, aber auch heiße Duschbäder sinnvoll. Durchblutungsfördernde Salben können schwere Hautreaktion bis hin zu Verbrennungen 2. bis 3. Grades hervorrufen und sind deshalb mit Vorsicht einzusetzen." Unterstützend sind homöopathische Medikamente wie das Traumeel möglich. Bei akut starken Schmerzen, anhaltender Schmerzsymptomatik, radikulärer Symptomatik (Ausstrahlungen vom Nacken bis in den Unterarm) oder plötzlich auftretender Atemnot beziehungsweise Thoraxschmerz mit Ausstrahlung in den Arm, sollte sofort ein Arzt oder das nächste Krankenhaus aufgesucht werden. Als Vorbereitung auf die körperliche Belastung können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, Dr. Peters: "Zunächst sollte man das Tragen von schweren Lasten vorher trainieren. Das bedeutet, ein symmetrisches Muskelaufbautraining der Schultern und der Wirbelsäule soll für muskuläres Gleichgewicht sorgen. Nicht nur die betroffene Seite wird trainiert, sondern auch die Gegenseite. Zudem sind sanfte Übungsprogramme vor Beginn der Belastung zu empfehlen. Weiterhin sollte der Schütze für eine entsprechende Polsterung und eine möglichst große Auflagefläche der Blumenhorngestelle sorgen. Dadurch wird eine angenehmere Druckverteilung erzielt und eine Schmerzentwicklung vermieden."