Über eine Million Besucher zu Kirchmeß (Kirmes) erwartet+++Sonntag marschiert Rekord-Regiment auf Segne uns mit milder Hand, uns're Stadt und Vaterland, Heiliger Quirinus!

Neuss · Neuss ist bunt. Die Fackel des Grenadierzuges "Wisse Röskes" bringt es auf den Punkt.

Das Foto hat Tobias Goldkamp am 29. März aus seinem Büro am Büchel 12 aufgenommen. „Wenn ich es ansehe, bin ich ein bisschen wehmütig, weil unsere Kanzlei bald umzieht. Der Blick aus dem fünften Stock am Büchel ist unschlagbar, aber im modernen Sparkassengebäude an der Krefelder Straße 15 haben wir mehr Platz.“ Goldkamp marschiert als aktiver Schütze im Grenadierzug „R(h)eine Nüsser“ mit. Pfarrer Sebastian Appelfeller ist dieses Jahr als Gastschütze dabei.

Foto: Tobias Goldkamp

Mit dem Fackelzug am Samstag geht es in Neuss "richtig rund". "Du kannst das Neusser Schützenfest keinem Fremden erklären. Wie soll das gehen? Da muss man schon mitmachen", bringt es der Chef der Bürgergesellschaft und Schützenlustler, "Jaw" Werhahn auf den Punkt. Andere Städte beneiden die Quirinus-Stadt. Ein vergleichbares Bürger-Schützen-, ja Volksfest gibt es nicht. Neuss feiert sich als tolerante, weltoffene Stadt und die "Wisse Röskes", der Zug, in dem auch der Bürgermeister mitmarschiert, wollen, dass die braune Gülle ins Klo gekippt wird (siehe Beitrag auf Seite 13 in der Print-Ausgabe oder in der E-Paper-Version).

Neuss hat Römer aufgenommen und ist erst dadurch groß geworden, dass viele Fremde aus allen Teilen der damals bekannten Welt an die Erftmündung pilgerten. Die Gebeine des Heiligen Quirinus waren ein Magnet für die Menschen, die nach Hoffnung und Halt, Sicherheit und Geborgenheit suchten. Heilige wie Quirinus sehen Jesus als Freund, der selbst Flüchtling war und als kleines Baby mit seinen Eltern fliehen musste.

Kein Wunder also, dass Ulrich Groß, der die Laudatio für den Neusser Orden "Alabonör" hält, am Samstag im Zeughaus genau auf diesen Punkt eingehen wird. Der Schütze der katholischen Hubertus-Bruderschaft wird ein Flüchtlings-Projekt in Neuss auszeichnen.
Der bunte Regenbogen, der manchmal über der Quirinusbasilika scheint und vom Schützen Tobias Goldkamp aufgenommen wurde, ist ein Zeichen des Friedens. Auch mit Gott.
Noah und seine Familie waren die Ersten, mit denen Gott seinen Bund schließt. Nach der Sintflut verspricht er ihnen, die Schöpfung nie mehr zu vernichten. Als sichtbares Zeichen dieser Selbstverpflichtung, die der ganzen Welt gilt, soll der Regenbogen am Himmel stehen.
Die Neusser Bürger haben Gottvertrauen, sind mehrfach vor Angreifern gerettet worden. Hamsterkäufe wegen einer drohenden Terrorgefahr gibt es hier nicht.

Armut, Trübsal, Angst und Not, Krankheit, Teu'rung, Krieg und Tod, heiliger Quirinus! Fleh', dass immer gute Werk unser Ruhm sei, uns're Stärk', heiliger Quirinus! Segne uns mit milder Hand, uns're Stadt und Vaterland, heiliger Quirinus! So heisst es im Quirinuslied und Bänkelsänger Hans Mausberg hat hinzugedichtet: "Schenke uns zum Schützenfest: Wetter, das sich sehen lässt! Und: Lindre Du in Deiner Huld, Leiden, die wir selber schuld, heiliger Quirinus! Gib, dass wir verlieren nicht: Richtungssinn und Gleichgewicht."