Flüchtlinge: So gut wie keine Zuweisungen in diesem Jahr

Neuss · Neue Zahlen zur Flüchtlingssituation der Stadt Neuss. Laut Sozialdezernent Ralf Hörsken entspannt sich die Lage weiter. In diesem Jahr werden keine oder zumindest keine größeren Zuweisungen mehr erwartet.

Sozialdezernent Ralf Hörsken berichtet, dass in diesem Jahr kaum noch Flüchtlinge nach Neuss kommen werden.

Foto: V. Buciak

Dafür verlieren die Ehrenamtler offensichtlich die Lust an ihrer Arbeit.

Gegensätzlicher könnten die Situationen gar nicht sein. Während noch im vergangenen Jahr mit Zuweisungen im dreistelligen Bereich gerechnet wurde, erwartet die Stadt Neuss jetzt kaum noch weitere Flüchtlinge. Das Aufnahmeplus der Stadt Neuss im Bereich "Asylbewerber" liegt aktuell bei 332. Bedeutet, dass die Stadt eben diese Anzahl an Personen mehr aufgenommen hat, als vom Land vorgegeben. Demgegenüber steht ein "nicht unerhebliches" Minus bei der Zuweisung von bereits anerkannten Flüchtlingen (-329) — also jenen, die dauerhaft in Neuss leben sollen. Dies gelte aber für die meisten Kommunen in NRW, da alleine die großen Städte im Ruhrgebiet (Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen) zusammen über ein Aufnahmeplus von rund 10.000 Menschen verfügen. Somit sind auch in diesem Bereich keine nennenswerten Zuweisungen zu erwarten. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der schwindenden Zahl an Ehrenamtlern. Waren es zu Beginn der Flüchtlingskrise vor rund zwei Jahren zu viele, sinkt die Bereitschaft der Helfer. Dabei werden sie gerade jetzt gebraucht. Laut neustem Bericht der Stadtverwaltung fehle es gerade in der Zentralen Unterbringungseinrichtung des Landes NRW an Ehrenamtlern. "Die Erwachsenen sind am Spracherwerb sehr interessiert, leider gibt es in diesem Bereich noch so gut wie keine Unterstützung. In unserem letzten Newsletter wurde auch der Wunsch zur Einrichtung eines Frauencafés mit der

Möglichkeit zu gemeinsamen Handarbeiten erwähnt. Leider haben sich auch dafür bisher noch keine Unterstützer gefunden", heißt es in dem Schreiben. Und auch Stadtsprecher Michael Kloppenburg bestätigt: "Die wesentlichen Handlungsbedarfe ergeben sich in den Bereichen: Erlernen der deutschen Sprache, Suche nach eigenem Wohnraum, Vermittlung in Arbeit, Integration in vorhandene Strukturen."

Immerhin: Die Helfergruppe um Stephan Thönnessen bleibt engagiert, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Arbeit an Flüchtlinge zu vermitteln. Beim ersten Neusser Markt für Arbeit war dennoch Luft nach oben. 100 Arbeitssuchende standen nur fünf Unternehmen gegenüber. "Hier hätten wir uns mehr Unterstützung — vielleicht auch durch die guten Kontakte der Lokalpolitiker — gewünscht", resümiert der Ehrenamtler. Hoffnung gibt es trotzdem: Obwohl nur stadtweit kommuniziert, meldeten sich im Nachhinein Arbeitgeber auch aus Moers, Düsseldorf und Köln: Arbeitskräfte werden händeringend gesucht. Wer gerne bei der Initiative mitarbeiten möchte, kann Kontakt zu Stephan Thönnessen (E-Mail: info@SJT-engineering.de) aufnehmen.

(Kurier-Verlag)