Kunstrasenplätze auf Vormarsch – und Gnadental wartet weiter

Neuss/Gnadental · Es sieht aus wie ein kleiner See oder die Folge einer Flutkatastrophe — tatsächlich handelt es sich aber um den Ascheplatz der DJK Gnadental nach nur einem Regentag. Training unmöglich. Der Vorstand und die Spieler wünschen sich schon lange einen Kunstrasenplatz, so wie sie in benachbarten Stadtteilen wie Uedesheim oder Holzheim realisiert werden konnten.

Ernst Rohr (links) und Jürgen Fells kämpfen seit rund 15 Jahren für einen Kunstrasenplatz in Gnadental. Getan hat sich hier kaum etwas.

Foto: Fotos: Violetta Buciak

Doch obwohl Vorstandsmitglied Jürgen Fells bereits vor 15 Jahren die erste Anfrage in die Richtung gestartet hat, tut sich in Gnadental nichts. Stattdessen munkeln die Vereinsmitglieder, dass CDU-Lokalpolitiker die Stadtteile bevorzugen, die ihnen persönlich besonders am Herzen liegen...

Die Fußballspieler des Neusser Traditionsvereins DJK Gnadental haben es nicht leicht. Das Training auf dem Ascheplatz wird von Jahr zu Jahr mühsamer. "Im August sind vier Trainingseinheiten ausgefallen. Das muss man sich mal vorstellen, die regnerischen Tage kommen erst noch", klagt Fells. Ein Blick auf den Ascheplatz reicht, um zu erahnen, wie hart die Bedingungen für die Sportler sind. Nach etwas Nieselregen sind hier tiefe Pfützen entstanden, die Spieler müssen aufpassen, dass sie nicht stürzen. "Hinzu kommt, dass unsere Lichtanlage in schlechtem Zustand ist und wir auf dem benachbarten Rasenplatz gar kein Licht haben. Es gibt also keinerlei Ausweichmöglichkeiten", ergänzt Ernst Rohr, zweiter Vorsitzender des Vereins.

Unterstützer gibt es wenige. SPD-Politiker Tören Welsch, zweiter Vorsitzender des Sportausschusses, hat sich stark gemacht, prallt aber an der schwarz-grünen Ratsmehrheit ab. Sein Antrag wurde in den nächsten Sportausschuss verlegt. Und der findet erst am 26. November wieder statt. "Die Ratsmehrheit wollte noch nicht einmal anerkennen, dass die Tennenplätze der Bezirkssportanlage Gnadental aus technischer Sicht den höchsten Erneuerungsbedarf in Neuss haben", so Welsch. "Ich kann die Spieler verstehen, die mir ehrlich sagen, dass sie unter diesen Umständen lieber zum SV Uedesheim mit Kunstrasenplatz wechseln. Damit ist die sportliche Gerechtigkeit doch in Frage gestellt", so der ortskundige Ratsherr.

Im Wettstreit um einen neuen Rasenplatz steht neben der DJK Gnadental auch der TSV Norf. Und hier munkeln die Vorstandsmitglieder der DJK, dass der konkurrierende Verein aus dem Neusser Süden durch seine engen Verbindungen zur CDU besser gestellt werde.

Pikant: Eine Prioritätenliste, auf der der Sanierungsbedarf der Vereine aufgelistet war, wurde abgeschafft. Dabei wäre die DJK Gnadental fast an der Reihe gewesen. CDU-Ratsfrau Ingrid Schäfer klärt auf: "Diese Liste basierte auf den laienhaften Meinungen der Lokalpolitiker. Eben aus diesem Grund haben wir von der Arbeitsgruppe Sportentwicklung diese Liste nicht weiter fortführen wollen. Stattdessen haben wir die IKPS beauftragt, eine Analyse zu machen. Basierend auf diesen sachgerechten Informationen werden wir eine Entscheidung treffen, welcher Verein als nächstes unterstützt wird", so die Ratsfrau. Dafür seien rund 900.000 Euro vorgesehen. Bei der IKPS handelt es sich um ein renommiertes Institut für Kooperative Planung und Sportentwicklung.

Die Analyse der Neusser Sportanlagen kostet 50.000 Euro, erste Ergebnisse sind erst im kommenden Sommer zu erwarten. "Davor wird es keine Entscheidung bezüglich eines neuen Kunstrasenplatzes geben", bestätigt Rolf Knipprath (CDU), Vorsitzender des Sportausschusses. Und Schäfer ergänzt: "Wir würden ja gern jedem Verein helfen, aber wir sind nicht bei ,Wünsch dir was' und es bleibt auch eine Frage des Geldes." Für die Vereinsmitglieder der DJK Gnadental nur ein schwacher Trost. Ihnen bleibt wohl nur noch übrig, zu hoffen, dass die IKPS-Analyse zu ihren Gunsten ausfällt.

(Kurier-Verlag)