Nach Taschendiebstahl in der City: 90-jährige Neusserin leidet noch heute
Neuss · Taschendiebstahl passiert in wenigen Sekunden, Opfer leiden oft mehrere Monate oder Jahre unter den Folgen. Die Neusser Polizei meldet immer wieder solche Fälle — oft beobachten Täter ihre späteren Opfer bereits am Bankautomaten.
So ergangen ist es einer 90-jährigen Neusserin, der 2.000 Euro gestohlen wurden.
"Ich denke so oft noch daran und schlafe seitdem schlecht", berichtet die Seniorin, die auch knapp einen Monat später noch deutlich unter dem Eindruck dessen steht, was ihr am Montag, 12. Juni, in der Innenstadt widerfahren ist. Zusammen mit ihrer 63-jährigen Bekannten, die sie als Alltagshelferin bei Besorgungen unterstützt, suchte die Seniorin an diesem Tag ein Geldinstitut an der Michaelstraße auf. Die beiden Damen ahnten nicht, dass sie bereits ins Visier von Taschendieben geraten waren. "Ich habe ganz normal am Schalter Geld abgehoben, insgesamt 2.000 Euro. Anschließend im Parkhaus hat sich ein Mann im Fahrstuhl an mir vorbeigedrängt. Das kam mir schon komisch vor. Als er ausgestiegen war, haben wir dann bemerkt, dass der Geldumschlag aus der Tasche verschwunden war. Meine Bekannte ist dem Dieb noch hinterhergelaufen und hat laut gerufen. Der Vorsprung war aber zu groß. Dann haben wir die Polizei verständigt."
Obwohl die Polizei sofort benachrichtigt wurde und mit Streifenwagen die Fahndung aufnahm, konnte der Täter nicht gefasst werden. Zeugenhinweise werden dringend erbeten. Der etwa 45 bis 50 Jahre alte Verdächtige war circa 185 Zentimeter groß und von kräftiger Statur. Sein Erscheinungsbild beschrieben die Zeuginnen als "deutsch". Der Täter hatte einen grau melierten Haarkranz und trug hellblaue Oberbekleidung.
Für die betagte Neusserin wiegt der Verlust des Geldes schwer. Zwar kann sie sich auf die Unterstützung ihrer Familie verlassen, aber für die Zukunft hat sie sich vorgenommen, kein leichtes Opfer mehr für Taschendiebe zu sein.
Im Gespräch mit Kriminalhauptkommissar Thomas Gilleßen, Leiter des Kommissariats für Kriminalprävention und Opferschutz bei der Polizei im Rhein-Kreis Neuss, konnte die Seniorin einige Tipps gegen Taschendiebe mitnehmen.
"Seit Jahr und Tag mache ich das so. Wenn die Rente da ist, hole ich sie ab und komme den ganzen Monat damit aus. Aber das werde ich jetzt ändern. Zukünftig werde ich in unregelmäßigen Abständen nur noch kleine Beträge abheben. Ich werde auch besonders gut darauf achten, dass mich niemand beim Geldabheben beobachtet oder mir anschließend zu nahe kommt."
Kriminalhauptkommissar Gilleßen unterstützt diese Vorhaben. "Es ist durchaus möglich, beim Kreditinstitut darum zu bitten, dass größere Bargeldbeträge in einem sichtgeschützten Raum ausgezahlt werden. Grundsätzlich ist es aber nie ratsam, mit hohen Geldsummen in der Tasche unterwegs zu sein. Das schafft einen sehr hohen Tatanreiz für mögliche Diebe oder gegebenenfalls sogar Räuber."
Ein weiterer Tipp des Experten: "Ruhig auf Distanz zu Fremden gehen. Das ist nicht unhöflich, sondern umsichtig. Es braucht ein bisschen Mut, aber man kann Unbekannte durchaus auffordern, einen gebührenden Abstand zu halten."
Taschendiebe suchen regelmäßig engen Kontakt, entweder im Gedränge (zum Beispiel im Aufzug oder in öffentlichen Verkehrsmitteln) oder unter einem Vorwand (zum Beispiel mit der Bitte Geld zu wechseln, oder den Weg auf einer Karte zu erklären).
Die Polizei im Rhein-Kreis Neuss geht an 365 Tagen im Jahr gegen Taschendiebe vor. Mit der Aktion "Augen auf und Tasche zu!" sollen potenzielle Opfer auf die Gefahr von Diebstählen aufmerksam gemacht werden und wertvolle Tipps zum Schutz vermittelt bekommen.
Weitere Informationen erhalten Interessierte im Internet (rhein-kreis-neuss.polizei.nrw/artikel/vorsicht-taschendiebe) oder bei den Experten des Kriminalkommissariats für Kriminalprävention und Opferschutz der Polizei im Rhein-Kreis Neuss. Diese stehen für Fragen rund um das Thema Vorbeugung von Straftaten telefonisch oder persönlich zur Verfügung (Tel. 02131/ 30 00).