Frank Gensler, Dezernent und Stadtkämmerer, richtet den Blick in die Zukunft „Der Wirtschaftsstandort Neuss – wo liegen die Stärken, wo die Schwächen?“
Wirtschaftsdezernent und Stadtkämmerer Frank Gensler blickt in seinem Gastbeitrag optimistisch in die Zukunft der Stadt Neuss. Diese Themen müssen künftig angepackt werden:
Klingt widersprüchlich, ist es aber nicht: „Der Standort Neuss zeigt sich in der ‚Coronakrise‘ robust, aber viele Betriebe sind hart getroffen“. Am Arbeitsmarkt zeigt sich ein erfreulicher Trend. Die Arbeitslosigkeit geht saisonbereinigt seit April 2021 kontinuierlich zurück. Insbesondere zwischen Juli und September 2021 fällt der Rückgang deutlich ins Auge. Durch die positive Entwicklung der vergangenen Monate ist die Arbeitslosigkeit insgesamt inzwischen wieder auf dem Niveau des Jahres 2017 angekommen. Auf der anderen Seite ist nicht zu verkennen, dass bestimmte Wirtschaftsbereiche – die Veranstaltungsbranche und das Gastgewerbe mögen als plakative Beispiele genügen – weiterhin massiv unter den Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung leiden. Auch und gerade jetzt in der „vierten Welle“. Staatliche Hilfen sichern in vielen Fällen das wirtschaftliche Überleben, ersetzen den Gastronomen aber keine Weihnachtsfeier und den Veranstaltern kein Festival.
Unverändert stellt die Unterstützung dieser hart getroffenen Betriebe einen Schwerpunkt der Tätigkeit der Wirtschaftsförderung der Stadt dar. Den aktuellen Schwerpunkt der Nachfragen bilden dabei die Kontrolle der Einhaltung der „2G-Regel“ und die Überbrückungshilfen.
Gleichzeitig wenden wir, nicht erst zum Jahreswechsel, den Blick in die Zukunft.
Hier eine Auswahl der Themen, die uns im Jahr 2022 beschäftigen werden: Der Rat der Stadt Neuss hat am Freitag, 17. Dezember, beschlossen, die Gewerbe- und Industriegebiete im Stadtgebiet von Neuss in Hinblick auf die Bedarfe für eine Wasserstoffinfrastruktur zu untersuchen. Es ist zu erwarten, dass sich insbesondere im Industriehafen eine Nachfrage nach dem Energieträger der Zukunft ergeben wird. Die Untersuchung soll im ersten Halbjahr 2022 erfolgen.
Ebenfalls im neuen Jahr wird die Wirtschaftsförderung eine regionalökonomische Analyse des Wirtschaftsstandorts Neuss vorlegen. Wo liegen die Stärken des Standorts, wo gibt es Nachholbedarf? Wie ist Neuss für die Herausforderungen des Strukturwandels gerüstet? Im Juni 2022 sollen die Antworten auf diese und weitere Fragen im Rahmen eines „Zukunftskongresses“ vorgestellt und die Schlussfolgerungen diskutiert werden.
Apropos Kongress: Das Programm des internationalen Hansetags, der in diesem Jahr in Neuss stattfinden wird, umfasst auch einen Wirtschaftskongress. Dieser wird am Freitag, 27. Mai, im Zeughaus stattfinden. Neben den Delegationen aus den Hansestädten werden wir auch Neusser Unternehmen zu der Veranstaltung, die mit einem Vortrag des Philosophen Prof. Julian Nida-Rümelin beginnt, einladen.
Gewerbeflächen verkauft die Stadt ab diesem Jahr auf der Grundlage eines jetzt beschlossenen Konzepts. Die Entscheidung über die Vergabe wird anhand eines Kriterienkatalogs getroffen, über welchen unter anderem die Anzahl der Arbeitskräfte und die Innovationsfähigkeit des Unternehmens, insbesondere aber ökologische Kriterien bewertet werden. Dem Beschluss ging eine intensive Beratung im Ausschuss für Strukturwandel, Wirtschaft und Beschäftigung voraus. Dem Aufwand steht absehbar eine überschaubare Zahl an Anwendungsfällen gegenüber, verfügt doch die Stadt nur noch über wenige Gewerbeflächen. Für die Sicherung der Entwicklung des Wirtschaftsstandorts wäre eine Beseitigung dieses Engpasses dringend geboten. Auch das ein Projekt für 2022?