Über 1.000 Schäden festgestellt+++Weitere Suche dauert an+++Politiker sind sauer Neubau nicht mehr ausgeschlossen: So kaputt ist die Fleher Brücke wirklich
Die Fleher Brücke ist und bleibt Thema für die Neusser – und vor allem für den Süden der Stadt. In einer gemeinsamen Sitzung der Bezirksausschüsse (BZA) Uedesheim, Norf und Rosellen klärte Joachim van Bebber von Straßen.NRW die Neusser Politiker über den aktuellen Stand auf. Und der stimmte die Bezirksausschüsse nicht gerade glücklich...
Die hohe Verkehrsbelastung im Neusser Süden ist für die Politiker vor Ort parteiübergreifend Thema Nummer eins. Daher ließen sie sich von Joachim van Bebber, Leiter der Autobahnniederlassung Krefeld von Straßen.NRW, erklären, wie es um die Brücke steht. „Generell spitzt sich die Situation in Bezug auf die Rheinbrücken in Nordrhein-Westfalen zu“, erklärt er.
Ein Problem bei der Fleher Brücke sei, dass der Stahl, der in den 70er Jahren für sie verwendet wurde, schlecht verarbeitet sei, ebenso die Schweißnähte. Eine Lackierung erschwert die Suche nach Rissen und anderen Schäden – bislang wurden bereits über 1.000 entdeckt. Angepeilt ist für die Sanierung ein Zeitrahmen von fünf Jahren, da nicht alle Schäden gleichzeitig angegangen werden können.
„Es ist aber derzeit unklar, ob wir noch weitere Schäden finden“, so van Bebber und hat dann eine Hiobsbotschaft für die Neusser: „Sollte sich der Zustand der Brücke aus Gutachtersicht noch weiter verschlechtern, müssen wir in Zukunft zumindest darüber diskutieren, ob ein Neubau wirtschaftlich sinnvoller wäre.“
Nicht nur für die Autofahrer, sondern auch für die Anwohner im Neusser Süden, deren Lebensqualität schon lange unter hohem Verkehrsdruck leidet, eine schlimme Nachricht, findet Stefan Crefeld (CDU), Vorsitzender des BZA Uedesheim: „Ein Neubau wurde von Straßen.NRW bisher immer mit Nachdruck ausgeschlossen! Diese Aussage war für uns alle sehr neu“, so der Christdemokrat. „Vorher gab es wenigstens einen abschätzbaren Zeitraum, jetzt ist alles offen. Klar ist aber auch, dass dieser Zustand für die Bürger im Neusser Süden nicht mehr jahrelang tragbar ist!“
Da sind sich Crefeld und Ralph-Erich Hildebrandt (SPD), stellvertretender Vorsitzender des BZA Rosellen, einig: „Die Fleher Brücke ist eine einzige Katastrophe für die Bürgerinnen und Bürger, von denen viele mit einem Arbeitsplatz in Düsseldorf hierher gezogen sind. Zumal die Brücke in den letzten 15 Jahren vielleicht vier Jahre ohne eine Baustelle war.“
Ein Neubau wie in Leverkusen würde hier den Infarkt bedeuten, meint der Sozialdemokrat. Seiner Meinung nach sei der Leverkusener Fall mit ursächlich für die Probleme an der Fleher Brücke. Die Zusatzbelastung durch vermehrten Lastverkehr, der nicht mehr die Leverkusener Rheinbrücke habe nutzen können, habe der Brücke zugesetzt, vermutet er und ist sicher: „Hier hätte man Schäden vorbeugen müssen!“
Für Michael Klinkicht (Grüne), Vorsitzender des BZA Norf, ist es ein besonderes Ärgernis, „dass nach Auskunft der Fachleute scheinbar schlechtes Material für den Bau der Brücke verwendet wurde.“ Der Grüne zeigt sich besorgt darüber, dass die Zukunft der Brücke scheinbar nicht absehbar ist. „Das ist besonders ärgerlich, wenn man bedenkt, wie viel Geld bereits in die Sanierung gesteckt wurde und in den kommenden Jahren noch wird. Leider haben wir darauf keinen Einfluss – das ist Landessache, wie der Bürgermeister bereits am eigenen Leib erfahren musste. Wir nehmen die Tatsachen nur staunend zur Kenntnis.“
Und so geht es auch den Neussern. Ob die Fleher Brücke je fertig wird oder ob sie nicht doch durch einen Neubau ersetzt werden muss, ist noch völlig ungewiss – die Suche nach weiteren Schäden dauert an.