Hundehalterin: „Ihre Schmerzensschreie werde ich nie vergessen können“ Winnie musste schmerzvoll sterben: Polizeihund biss die kleine Hündin tot
Neuss · Für Ilse Trauten war der sonnige Freitag vergangener Woche ein schwarzer Tag: Zum letzten Mal ist sie mit ihrer Hündin Winnie spazieren gegangen, entspannt auf dem Weg zur Rennbahn, weil das Wetter so schön war.
Dann hat ein Hund ihre Winnie totgebissen — ein Drogenspürhund der Polizei.
"Sie hat so schrecklich geschrien — ich bin immer noch geschockt", verrät Trauten. Für die 75-Jährige war ihre Winnie ein Familienmitglied. "Ich lebe allein, Winnie war meine einzige Gefährtin", trauert die Neusserin. Vor elf Jahren hatte sie die Hündin aus dem Tierheim geholt, seitdem eine enge Bindung zu ihr aufgebaut. "Ich begreife es noch nicht", meint Trauten.
Am Freitag hatte sie sich wie jeden Tag mit ihrer Freundin Andrea Röder getroffen, um mit ihren Hunden Gassi zu gehen. "An der Straßenbahnhaltestelle Stadthalle waren viele Polizisten und auch ein Drogenspürhund", erinnert sich Trauten. Ihr Hund Winnie sei angeleint gewesen, der Diensthund nicht. "Als Winnie ihn gesehen hat, hat sie gebellt, das machte sie bei großen Hunden immer. Dann kam der Polizeihund angeschossen und biss ihr den Bauch auf. Sie flog richtig durch die Luft und hat ganz schrecklich geschrien", erzählt die 75-Jährige und ihre Stimme bricht.
Der Hundeführer habe die Tiere getrennt, eine junge Polizistin sich rührend um die schwer verletzte Winnie und ihre unter Schock stehende Halterin gekümmert. "Die Feuerwehr brachte uns mit Blaulicht zu einem Tierarzt, wo sie eingeschläfert wurde. Ich habe mich noch nicht daran gewöhnt, dass ich sie nie wieder um mich haben werde", so Trauten traurig.
Auch die Polizei ist von den Ereignissen betrübt. "Bei dem speziell ausgebildeten Rauschgiftspürhund handelt es sich um einen belgischen Schäferhund, der von einem erfahrenen Polizisten, einem Diensthundeführer, geführt wird", weiß Polizeisprecherin Diane Drawe. Im Rahmen von Sondereinsätzen seien Rauschgiftspürhunde mehrfach auch im Bereich der Stadthalle eingesetzt und dort fündig geworden. Einen vergleichbaren Vorfall, bei dem ein Diensthund einen anderen Hund so schwer verletzt hat, dass er eingeschläfert werden musste, habe es im Rhein-Kreis Neuss noch nicht gegeben.
"Der betreffende Diensthund ist am Montag, 1. April, der Sichtung durch den Trainer einer anderen Behörde unterzogen worden. Der Schwerpunkt dieser Sichtung lag auf der Fragestellung, wie der Diensthund sich anderen Hunden und auch Menschen gegenüber verhält. Diese ,Tests' sind bislang alle unauffällig verlaufen." Der Diensthund werde daher weiterhin eingesetzt, hierbei jedoch an der Leine geführt, als Konsequenz des tragischen Vorfalls von Freitag.
"Fest steht, dass so etwas wie am Freitag nicht passieren darf. Wir werden diesen Einsatz nachbereiten, um zu klären, wie es dazu kommen konnte und um weitere Vorfälle zu vermeiden. Außerdem stehen wir in Kontakt zur Hundehalterin, mit der wir zunächst im persönlichen Gespräch die weitere Vorgehensweise besprechen möchten. Sie wird weiterhin durch die Polizei betreut", so Drawe abschließend.
Trauten will jetzt nur noch damit abschließen und trauern. "Doch Winnies Schreie werde ich wohl nie vergessen."