Ungenutzte Traglufthalle für Flüchtlinge kostete bislang 2,4 Millionen Euro

Neuss · Lange wurde darüber spekuliert, jetzt ist es raus. Auf wiederholte Anfrage des Stadt-Kurier legte Bürgermeister Reiner Breuer die Zahlen offen. Demnach kostete die Traglufthalle den Steuerzahler bisher 2.370.000 Euro.

Foto: Violetta Buciak

Das Geld wird aber nicht der Stadt- sondern der Landeskasse entnommen.

Dabei wurde die Traglufthalle bis heute nie genutzt und soll demnächst eingemottet werden.Erbaut wurde sie vor rund einem Jahr — in einer Phase, in der die Stadt Neuss mit einem weitaus größeren Flüchtlingszustrom gerechnet hatte. Viele Bürger haben kein Verständnis, warum so viel Geld in das leere Objekt gesteckt wurde.

Bürgermeister Breuer erklärt: "Die Traglufthalle kann vollständig durch Zuschüsse des Landes finanziert werden." Mittel, die Vertretern der Bürgerinitiativen zufolge für andere sinnvollere Flüchtlingsprojekte hätten genutzt werden können. Laut Breuer war die Entscheidung für die Traglufthalle zu dem Zeitpunkt jedoch notwendig.

"Hierdurch erspart wurden Kosten, die durch eine Inanspruchnahme einer Sporthalle entstanden wären. Dies sollte nicht erfolgen, um den (Schul-)Sport nicht einzuschränken", so der Bürgermeister. Im Neusser Stadtgebiet musste bisher lediglich die Dreifachsporthalle in Allerheiligen für Flüchtlinge frei gemacht werden. Von Januar bis April vergangenen Jahres kamen dort mehr als 100 Personen unter.

Später wurden die Neuankömmlinge auf Wohnquartiere an der Fesserstraße untergebracht. Die Traglufthalle wurde nie benötigt. "Zum Glück", wie Sozialdezernent Ralf Hörsken später sagte. "Es ist wichtig, dass die Flüchtlinge nicht geballt dauerhaft in einer Massenunterkunft bleiben, um soziale Brennpunkte zu vermeiden", sagte er vergangenes Jahr gegenüber dem Stadt-Kurier. Noch im kommenden Mai soll die Traglufthalle voraussichtlich teilabgebaut werden (Hülle und Inventar). Der Boden verbleibt vor Ort, um im Bedarfsfall einen zügigen Aufbau der Halle zu gewährleisten.

Bürger kritisieren derweil die fehlende Transparenz der Stadt Neuss (Stadt-Kurier hat berichtet). Die Meldung zur Infoveranstaltung am gestrigen Dienstag in Allerheiligen wurde von der Stadt Neuss erst kurzfristig veröffentlicht. Heute folgt eine weitere Bürgerinformation in Uedesheim, 18 Uhr, im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr, Macherscheider Straße 3 bis 5.

"Auch hier hätte die Werbetrommel mehr gerührt werden können", sagt Stadtverordneter Stefan Crefeld, der auf eigene Faust Flyer und Plakate verteilte, um auf den Termin aufmerksam zu machen. Schließlich sei es wichtig, die Bürger gerade bei einem solchen Thema mitzunehmen und gut zu informieren.

(Kurier-Verlag)