Seit September leben Seniorinnen auf einer Baustelle — inzwischen sogar ohne Klo Schon vier Wochen ohne Toilette und Dusche: „Ich lebe schon wie ein Messie!“

Kaarst · "Ich lebe schon wie ein Messie", klagt die 79-jährige Walli Fahsbender. In ihre Wohnung kommt sie nur durch einen Hindernisparcours aus Werkzeugen und Baumaterial und auch drin stapelt sich viel davon.

Walli Fahsbender lebt in einer Baustelle — schon seit vier Wochen hat sie keine Toilette mehr.

Foto: Hanna Loll

Nur eine Toilette, die ist nicht dabei...

In ihre Wohnung kommt sie nur durch einen Hindernisparcours aus Werkzeugen und Baumaterial und auch drin stapelt sich viel davon.

Foto: Hanna Loll

"Vor vier Wochen wurde meine Toilette abmontiert", erzählt die Rentnerin. Sie und ihre ebenfalls 79-jährige Nachbarin leben in Holzbüttgen. Derzeit wird das Haus, in dem sie zur Miete wohnen, saniert, da die Leitungen nicht mehr in Ordnung waren. Die Küche wurde bereits fertiggestellt, nur die Arbeiten am Badezimmer laufen noch immer. "Im Dezember 2015 hatten wir einen Wasserrohrbuch und im Jahr davor auch", erzählt Fahsbender, der klar ist, dass die Arbeiten notwendig sind. "Aber dass sich das so lange hinzieht...", meint die 79-Jährige fassungslos.

Walli Fahsbender und ihre Nachbarin müssen das Klo einer bereits sanierten, leer stehenden Wohnung nutzen.

Foto: Hanna Loll

Im Hausflur und auch in ihrer Diele häufen sich Bauutensilien an und ihre Waschmaschine steht jetzt im kleinen Flur. "Waschen kann ich nicht, das muss ich bei Freunden und Bekannten machen", meint Fahsbender. Ebenso verhält es sich mit notwendigen Dingen wie duschen oder zur Toilette gehen. "Mein Bad wurde vor knapp zwei Monaten rausgerissen. Nur die Toilette, die wurde mir noch gelassen. Seit vier Wochen ist allerdings auch kein Klo mehr da..." Die Hausverwaltung, die für das Objekt zuständig ist, hat den betroffenen Seniorinnen eine Ausweichmöglichkeit aufgezeigt: "Die freie Wohnung im Erdgeschoss haben wir extra früher fertig gestellt und nicht vermietet, damit die Damen das Badezimmer dort nutzen können. Sie sagten, das sei für sie in Ordnung", heißt es von der Domhoff Hausverwaltung aus Neuss. Für Fahsbender keine annehmbare Möglichkeit. Sie erzählt: "Im Badezimmer der Wohnung gibt es derzeit keine Tür und auch hier halten sich häufig Handwerker auf — die muss ich dann immer erst mal verscheuchen. Das ist auch nicht gerade angenehm..."

Also geht sie lieber zu den Nachbarn im Haus nebenan, empfindet sich dabei aber inzwischen selbst als Quälgeist. Und wenn die Rentnerin einmal nachts wach wird und zur Toilette muss, muss sie erst durch das Mehrfamilienhaus laufen — wenigstens sind dann keine Handwerker da. "Die stehen dann manchmal morgens um sieben vor meiner Tür und klopfen — da muss ich aber ganz schnell sein mit dem Anziehen...", so die Seniorin. "Im Dezember werde ich 80 Jahre alt, zum Glück bin ich aber immer noch fit!" Von der Hausverwaltung heißt es, die Arbeiten sollen am kommenden Montag abgeschlossen sein. Für Fahsbender, die seit 50 Jahren dort lebt und sich derzeit so gar nicht mehr heimisch fühlt, wäre das eine große Erleichterung. "Dann muss ich erst mal neue Badezimmermöbel wie einen Spiegelschrank kaufen", meint sie, "die alten Sachen passen jetzt nicht mehr." Zahlen muss sie selbst.