Anwohner befürchten Verkehrschaos und hohe Kosten durch Straßenumbau
Neuss · Da war die Überraschung groß. Per Zufall haben Anwohner erfahren, dass im Zuge der Kanalsanierungsmaßnahmen die Kapellener und Reuschenberger Straße umgebaut werden sollen. Jetzt befürchten mehrere Familien hohe Kosten und Verkehrschaos, kritisieren fehlende Transparenz.
Eine Bürgerinitiative will gegen diese Pläne vorgehen — die Stadt hat indes eine Informationsversammlung einberufen und betont, dass die Bürger ohnehin in die Planungen einbezogen werden sollten.
Die Verkehrssituation sei laut Anwohnern schon jetzt nicht mehr hinnehmbar. Auf den schmalen Straßen zwischen Reuschenberg und Kappellen sei das Aufkommen an Pkw und Lkw besonders hoch — Fußgänger fühlen sich dort nicht sicher, da sich kaum ein Fahrzeugführer an das vorgeschriebene Tempolimit halte.
Zudem nutzen besonders im Berufsverkehr viele Pkw-Fahrer die Kapellener Straße als Ausweichmöglichkeit in Richtung Neusser Innenstadt. "Wir wollen uns nicht darüber beschweren, immerhin haben wir uns bewusst für diesen Wohnort entschieden. Wir wollen aber auch nicht, dass die Situation verschlechtert wird und schon gar nicht, dass solche Dinge über unsere Köpfe hinweg entschieden werden", erklärt Ralf Sikorra, Teil der Bürgerinitiative. Nur per Zufall haben die Anwohner von den Umbauplänen erfahren. "Die Nachbarn wurden misstrauisch, als die Stadt in einem Schreiben anbot, einen kleinen Teil des privaten Grundstückes aufzukaufen", berichtet Silke Deuss. Nachdem sie online recherchierten, stießen die Betroffenen auf die Pläne.
Diese klingen auf den ersten Blick gut. Ziel sei es demnach, für Fußgänger ausreichende Seitenräume zu erhalten und den Kraftverkehr möglichst nur geringfügig einzuschränken. Mindestens zwei Meter breit sollen die Fußgängerwege künftig werden.
Das Problem: In der Kapellener Straße zwischen den Hausnummern 10 bis 20 ist eine besonders enge Stelle nicht vollständig befriedigend lösbar. Die beste Alternative erscheint hier laut Verwaltung eine Anhebung der Fahrbahn auf Gehwegniveau. Genau das bereitet den Anwohnern Sorge. "Die Fahrzeugführer rasen hier ohnehin schon rücksichtslos durch den Ort. Dadurch, dass das letzte Hindernis — der hohe Bordstein — wegfällt, befürchten wir das Schlimmste", so Frank Deuss, dessen beiden schulpflichtigen Kinder jeden Morgen zu Fuß zur nahegelegenen Realschule laufen. Hinzukommen mögliche Kosten, für die die Anwohner aufkommen müssen. "Niemand kann uns sagen, wie hoch diese sein werden", so Silke Deuss. Bereits in mehreren politischen Fachausschüssen wurden die Pläne schon durchgewunken. Gemeinsam fanden sich einige Anwohner Mitte Dezember mit vielen offenen Fragen im Bezirksausschuss Holzheim ein. Doch dort konnte die städtische Vertretung nicht weiterhelfen.
"Warum plant man über unsere Köpfe hinweg?", fragt Sikorra. Stadtsprecher Tobias Spange erklärt: "Wir sind derzeit noch in einem frühen Stadium der Planung. Der Rat hat gerade erst grundsätzlich dem Entwurf der verkehrstechnischen Planung zugestimmt. Eine Bürgerbeteiligung erfolgt üblicherweise erst, wenn der Rat grundsätzlich einer Neuplanung zugestimmt hat." Da das inzwischen erfolgt ist, lädt die Stadt Neuss zur Klärung der offenen Fragen zu einer Bürgerinformationsveranstaltung am 28. Januar ein. Um sich auf diese Veranstaltung vorzubereiten, plant die Bürgerinitiative am 15. Januar, 19 Uhr, ein Treffen im Restaurant Mykonos, Hauptstraße 80, Holzheim. Jeder Interessierte ist dazu eingeladen.