Das Aus für Bolzplätze in der Nordstadt und Grimlinghausen: Was passiert jetzt?
Neuss · Es passiert immer wieder: Kids stehen verdutzt mit dem Fußball unterm Arm, wollen am Nordbad eigentlich eine Runde mit Freunden kicken. Dort, wo vor wenigen Monaten ein Bolzplatz war, stehen aber nun graue Container.
Und es kommt noch schlimmer: Wie die Verwaltung zuletzt mitteilte, wird es das Sportangebot dort auch in Zukunft nicht mehr geben.
Geplant war alles ganz anders. Vor über einem Jahr im August beschloss die Politik das Gegenteil: Mehrere Bolzplätze sollten saniert werden, weitere Spielorte sollten im Rahmen weiterer Programme auf Vordermann gebracht werden. Stadt-Kurier-Leser hatten in einer gemeinsamen Aktion mit dem Förderverein "Nüsser Pänz" 3.000 Euro für den Platz an der Furtherhofstraße in Vogelsang gespendet. Zusammen mit weiteren Rücklagen und Zuwendungen konnten der Stadt insgesamt 6.000 Euro zur Verfügung gestellt werden. Daneben war auch der Standort Weckhoven auf der Josef-Wirmer-Straße auf der Liste jener Plätze, die in diesem Sommer hätten fertig sein sollen. Doch beiden Plätzen ist bisher nichts passiert. Lediglich die Maßnahme auf der Morgensternsheide, Am Leuchtenhof, ist abgeschlossen.
Eine Tatsache, über die sich die Politik beim jüngsten Jugendhilfeausschuss ärgerte. "Es ist traurig, dass so lange nichts passiert ist. Eigentlich hatten wir alle damit gerechnet, dass die Kinder noch in diesem Jahr das Angebot nutzen können. Nun ist die warme Zeit bald vorbei", kritisierte Thomas Kaumanns.
Bleibt die Frage offen, warum die Verwaltung hinterherhinkt. "Wir bekommen auf Ausschreibungen längst nicht mehr so viele Angebote, wie es einmal der Fall war", erklärt Stefan Diener, zuständig für Grünplanung bei der Stadt Neuss. Dennoch sei eine Fertigstellung der geplanten Maßnahmen noch für dieses Jahr geplant.
Und was ist mit den anderen Plätzen — beispielsweise für den am Nordbad? Der dort bestehende Platz ist seit Ende Juli nicht mehr bespielbar, weil auf ihm aktuell ein Raummodulkindergarten errichtet wird. Die Inbetriebnahme ist für Oktober geplant. Bis der Neubau der Kita Nordstadtkinder an der Hubert-Schäfer-Sportanlage fertiggestellt ist (geplant im August 2019), verbleibt sie in dem Provisorium am Nordbad. Und der kostenlose Fußballspaß könnte an dieser Stelle bald endgültig vor dem Aus stehen. Lärmschutzgutachten haben ergeben, dass an der geplanten Stelle kein Schwerpunktbolzplatz möglich sei — in der Nähe soll ein alternativer Standort gefunden werden, aus der Politik kam der Vorschlag am Katzenberg.
Besonders bitter für die Nordstadt, denn dort haben Kids kaum noch die Gelegenheit zu kicken. Die viel genutzte Kappeswiese wurde ebenfalls mit Kita-Containern zugebaut, der umzäunte Fußballplatz auf dem Schulgelände gegenüber des Nordbads darf aus lärmschutztechnischen Gründen nicht bespielt werden. Ähnliches gilt für die Bolzwiese in Grimlinghausen an der Johanna-Etienne-Straße. Auch dort gab es ein negatives Gutachten.
Die Errichtung eines aktiven Schallschutzes in Form einer Lärmschutzwand sei zudem als kritisch einzustufen — aus finanzieller, städtebaulicher und pädagogischer Sicht. Zumindest in Grimlinghausen soll es im Rahmen der Änderung der Sportanlagenlärmschutzverordnung, die am 1. September in Kraft trat, neue Prüfungen geben.
Und wie sieht es mit den anderen Stadtteilen aus? Grund zur Hoffnung gibt es für Erfttal und Norf, wo Standorte für neue Bolzplätze gefunden wurden und noch geprüft werden. In Reuschenberg und Uedesheim gestaltet sich die Suche momentan schwieriger. Der bestehende, renovierungsbedürftige Bolzplatz im Barbaraviertel soll noch im September geprüft werden. Es gibt viel zu tun für die Verwaltung, bleibt zu hoffen, dass die Kids bald (wieder) in allen Stadtteilen kicken können.