Umgestaltung des Hauptbahnhofs: Stadt nimmt Deutsche Bahn in die Pflicht, CDU fordert mehr Tempo, SPD: „DB hat für Verzögerungen gesorgt“

Neuss · ICE oder Bummelzug – mit welcher Geschwindigkeit wird die Umgestaltung des Neusser Hauptbahnhofs betrieben? CDU und Stadtverwaltung sind da ganz unterschiedlicher Ansicht: Während die Christdemokraten fordern, die Stadt müsse Tempo aufnehmen, sieht sich Bürgermeister Reiner Breuer auf einem guten Weg, endlich mit der DB einen verbindlichen Zeitplan zu erstellen.

Werner Lübberink (l.), Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn in Nordrhein-Westfalen, besuchte gemeinsam mit Bürgermeister Reiner Breuer (Mitte) und dem SPD-Bundestagsabgeordneten Daniel Rinkert den Neusser Hauptbahnhof.

Foto: Stadt Neuss/Pressestelle Stadt Neuss

Breuer hatte jetzt NRW-Bahnchef Werner Lübberink im Neusser Rathaus empfangen. Die Stadt Neuss, die DB und die BahnFlächenEntwicklungsGesellschaft NRW (BEG) als gemeinsame Tochter des Landes NRW und der DB stünden bereits in engem Austausch und hätten Handlungsfelder und Bausteine für die Aufwertung des Hauptbahnhofs und das Umfeld definiert. So sollen zur Landesgartenschau 2026 die ersten Verbesserungen am und im Hauptbahnhof zu sehen sein. 

„Es war ein gutes und konstruktives Gespräch über die zukünftige Gestaltung des Neusser Hauptbahnhofs“, so der Bürgermeister anschließend. Im Beisein des Neusser Bundestagsabgeordneten Daniel Rinkert (SPD), der alle Beteiligten unter dem Motto „Ideen für den Neusser Zukunftsbahnhof“ eingeladen hatte, wurde der gemeinsame Anspruch formuliert: Das Hauptgebäude soll baulich und architektonisch aufgewertet und transparenter gestaltet werden. Die stadtseitige Eingangssituation soll verschönert werden und sich in die Neugestaltung des Bahnhofsumfeldes eingliedern. Aber es ging auch um die künftigen Nutzungen des Bahnhofsgebäudes. „Von der temporären Einrichtung eines Empfangsbüros für die Landesgartenschau, bis hin zu einem gemeinsamen Servicepoint der DB und unseren Stadtwerken, können wir uns viele Nutzungen für die Mobilitätsdrehscheibe Hauptbahnhof vorstellen und werden uns hier auch selbst engagieren“, so Breuer. Schließlich wurde vereinbart, dass sich Rathaus- und DB-Chef in regelmäßigen Abständen zu Gesprächen treffen und einen gemeinsamen Zeitplan mit Meilensteinen erstellen will, wann welche Maßnahmen konkret durch die jeweiligen Partner umgesetzt sein sollen.

Für den CDU-Landtagsabgeordneten Dr. Jörg Geerlings kommt dies alles viel zu spät. Auch er hatte das Gespräch mit Lübberink gesucht – einen Tag vor dessen Visite im Neusser Rathaus. „Die Stadt steht auf der Bremse“, so sein Fazit. „Es gibt zahlreiche Förderprogramme, Geld ist abrufbar. Aber die Umsetzung fehlt.“ Geerlings spricht von einer „unklaren Lage“, die es der Deutschen Bahn schwierig mache, eigene Projekte zu starten. So habe die Stadt bereits 2016 den Auftrag erhalten, ein modernes Wegweisersystem zu schaffen, das die Übergänge zwischen Bahn, Straßenbahn, Bus oder Taxi erleichtere. „Nicht umgesetzt“, so Geerlings‘ Urteil, der darauf hinweist, dass seit November 2021 bekannt sei, dass Neuss vom Programm „Schöner ankommen in NRW“ profitieren solle. Auch sei es bald vier Jahre her, dass der Stadtrat ein „Integriertes Städtebauliches Erneuerungskonzept“ für das Bahnhofsumfeld beschlossen habe. Geerlings: „Die Umsetzung ist langsam, stockt immer wieder.“ Und auch die CDU-Stadtverordnete Natalie Goldkamp übt Kritik an der Stadt: „Die Stadtverwaltung muss ihre Schwerpunkte anders setzen.“ Projekte wie die kostenlose Straßenbahn oder ein neues Parksystem in der Innenstadt würden viel Arbeit machen, aber nichts Positives bewirken.

Sascha Karbowiak, Vorsitzender der SPD-Fraktion und des Planungsausschusses, macht allerdings deutlich, das die DB für die Verzögerungen bei der Sanierung des Hauptbahnhofs verantwortlich sei: „Die CDU hat ja leider die Tradition entwickelt, sich kurz vor Wahlen am Bahnhof ablichten zu lassen und angebliche Verbesserungen zu verkünden – auf die konkreten Ergebnisse warten wir aber noch heute. Die jüngsten Verzögerungen bei dem ursprünglichen Zeitplan wurden ansonsten von der Deutschen Bahn eingeräumt und liegen demzufolge nicht an der Stadt Neuss.“ Es haben seitdem auch weitere Gespräche stattgefunden, zuletzt beispielsweise zwischen NRW-Bahnchef Werner Lübberink, Bürgermeister Reiner Breuer und dem SPD-Bundestagsabgeordneten Daniel Rinkert, um endlich einen für die Deutsche Bahn auch verbindlichen Zeitplan abzustimmen, den das Unternehmen dann auch „definitiv verbindlich einhalten kann“.