Heimatpreis-Träger Albert Wunsch: Mit 80 Jahren steckt er noch voller Tatendrang

Neuss · Er ist seit vielen Jahren ein aufmerksamer und für seine klaren Worte geschätzter Beobachter des gesellschaftlichen Lebens, am 9. Februar feierte Dr. Albert Wunsch seinen 80. Geburtstag. Für ihn kein Grund, sich aufs Altenteil zurückzuziehen – im Gegenteil. Zahlreiche Projekte warten auf den gelernten Schlosser, Diplom-Sozialpädagogen, Kunst- und Werklehrer, Diplom-Pädagogen, Psychologen und promovierten Erziehungswissenschaftler (Fächerkombination Pädagogik, Psychologie und Kunst).

Dr. Albert Wunsch beim Korrigieren der Semesterarbeiten.

Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

Seit 55 Jahren wohnt er in Neuss. Seitdem hat er das Leben in der Quirinusstadt mitgeprägt, sei es als langjähriger Leiter des Katholischen Jugendamtes, als Vorstandsmitglied im Förderverein des „Haus der Jugend“ (50 Jahre lang) oder als Mitglied im Jugendhilfeausschuss (30 Jahre). Aktuell setzt er sich dafür ein, dass Relikte aus der ehemaligen Schraubenfabrik Bauer & Schaurte Beachtung bei der Planung für das neue Baugebiet am Hauptbahnhof finden. Wunsch hat zahlreiche geschichtsträchtige Dinge vor dem Abriss retten können (wir berichteten); diese Stücke könnten in dem neuen Wohngebiet ausgestellt werden. Auch könne er sich vorstellen, Kindern und Jugendlichen auf praktische Weise die Industriegeschichte vor Ort nahezubringen, zum Beispiel mittels Schneiden von Gewinden, der Nutzung von Nieten oder der Arbeit am Amboss.

Vor mehr als zehn Jahren begann seine Lehrtätigkeit an der Hochschule für Oekonomie und Management (FOM) in Essen und Neuss (Fächer: Einführung in die Psychologie, Kommunikation/Interaktion, Konflikt-Management und Ethik). Außerdem hat er seit über 25 Jahren durchgängig Lehraufträge an der Philosophischen Fakultät der Uni-Düsseldorf und war fast 30 Jahre als Lehrbeauftragter an der FH Düsseldorf. Sein neuestes Projekt: Der 80-Jährige begleitet als Coach den Transformationsprozess einer Firma mit Sitz im Ruhrgebiet und in der Schweiz. Das eine Team besteht aus älteren Mitarbeitern, das andere aus jüngeren Kräften. Diese Generationen zusammenzubringen, ist unter anderem Wunschs Aufgabe.

Da gilt es sensibel vorzugehen – für Wunsch selbstverständlich. Dies beweist er auch in seiner Tätigkeit als Dozent: Die „Portfolios“, von Wunsch „Lerntagebücher“ genannt, die seine Studenten in den Semesterferien schreiben, beinhalten oft sehr private Details; schließlich geht es hier um die Auseinandersetzung mit sich selbst, „um die Frage, wo meine Knackpunkte sind und wie ich damit klarkommen kann“, erklärt der 80-Jährige, der bereits mehrere Fachbuch-Bestseller geschrieben hat. Seine Thesen provozieren oft, sollen Gedankenanstöße geben und die Menschen zum Nachdenken und Handeln bringen. Ganz im Sinne seines Leitspruchs: „Nur wer sich bewegt, kann etwas bewegen.“

Und so steckt Albert Wunsch weiterhin voller Ideen und Tatendrang. Dafür wurde er mit dem Heimatpreis der Stadt Neuss und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Nach dem Tod seiner Frau Margret führt er die von dem Ehepaar gemeinsam ins Leben gerufene Malaika-Stiftung für Bildungsprojekte in Nigeria weiter.