Positiv fürs Neusser Klima: Immer mehr Bürger spenden Bäume Baumstatistik fällt positiv aus – aber nicht alle gefällten Bäume zählen
Neuss · Da hat die Stadt Neuss schnell ein für sie allzu positiv ausgefallenes Urteil gefällt: Bei der Baumbilanz 2023 stellt sie 333 Fällungen 751 Neu- und Ersatzpflanzungen gegenüber. Was sie nicht verrät: Die Statistik beinhaltet nicht die durch die städtischen Tochterunternehmen und Beteiligungen wie der Regiobahn GmbH gefällten Bäume.
Beispiel Pappelwäldchen in der Nordstadt: Hier hat die städtische Tochterfirma Infrastruktur Neuss für den Neubau des Stigesbacgsammlers 180 Bäume fällen lassen – die nicht in der Baumstatistik auftauchen. Bürger hatten sich zusammengetan, um diese Maßnahme zu verhindern. Doch sie hatten keinen Erfolg. Jetzt ärgert sie besonders, dass nach Beendigung der Maßnahme die Ausgleichspflanzungen nicht eins zu eins vor Ort geleistet werden. Ein Teil soll im Bereich „Am Millischgraben“ in Holzheim gepflanzt werden. „Da die Pflanzungen hier nicht in ausreichendem Maße realisiert werden können, findet ein weiterer Ausgleich über das Öko-Konto beim Rhein-Kreis Neuss statt“, erklärt Stadtpressesprecher Marc Bohn. Demnach sollen Ersatzpflanzungen auf einer Ausgleichsfläche in Elsen stattfinden, sodass letztendlich doppelt so viele Bäume gepflanzt wie gefällt werden. Für die Bewohner der Nordstadt nicht gerade befriedigend... Sie tröstet auch nicht die Tatsache, dass die Pflanzung von rund 2.000 Bäumen auf dem Gelände des zukünftigen Bürgerpark (Gelände der Landesgartenschau 2026) im Rennbahnpark in der Baumbilanz nicht berücksichtigt wird. Aber immerhin scheint Neuss insgesamt „grüner“ zu werden. 2022 waren noch 522 Fällungen erforderlich, 2023 waren es 333 Fällungen. Meist mussten Ahorne und Kirschen entfernt werden, verstärkt auch Birken. Gepflanzt wurden 2022 485 Bäume, im vergangenen Jahr waren es 751.
„Insgesamt können wir festhalten, dass im Jahr 2023 mit 751 Bäumen gegenüber den Entnahmen fast das 2,3-fache an Einzelbäumen nach- und neugepflanzt werden konnte. Damit ist uns im Jahr 2023 eine deutliche Trendwende bei der Entwicklung des Neusser Baumbestands gelungen“, so der Beigeordnete für Umwelt, Klima und Sport, Dr. Matthias Welpmann.
Immer noch wird ein großer Teil der Mittel für die Baumpflege für die Wiederherstellung der Verkehrssicherheit verwendet. Die Fällung abgestorbener Bäume sowie die Beseitigung von Totholz bilden hier wie auch in vielen anderen Kommunen die Schwerpunkte. Beides sind mittelfristige Folgen der akuten Trockenschäden der Hitzesommer 2018 bis 2022. Die Verluste durch die Rußrindenerkrankung sind bei der verringerten Gesamtzahl der Entnahmen wieder zur Hauptursache für die Fällungen des vergangenen Jahres geworden.
Ein neuer Trend erfreut Welpmann besonders: Immer mehr Organisationen und Neusser Bürger nutzen die Möglichkeit zur Baumspende: Mehr als 70 Einzelbäume wurden 2023 gespendet. Sie fanden Platz an Straßen, in Park- und Grünanlagen oder auf Spielplätzen. Spender haben ein Mitspracherecht bei der Auswahl des Standortes. „Natürlich gilbt es eine Spendenbestätigung, die Sie bei Ihrer Steuererklärung geltend machen können. Mit 500 Euro als Baumspende sichern Sie sich Ihren ,persönlichen Baum’. Gerne setzen wir auch ein persönliches Widmungsschild auf einem Naturholzpfahl direkt neben Ihren Baum. Selbstverständlich sind auch geringere oder höhere Beträge willkommen“, erklärt Bohn.
Wer Interesse hat, einen „grünen Freund“ pflanzen zu lassen, erhält weitere Infos unter www.neuss.de/leben/umwelt-und-gruen/baeume/baumspenden-baumpatenschaften.