SPD: Busfahren ist zu teuer ÖPNV-Offensive: Günstigeres und besseres Tarifsystem
Sind Busse und Bahnen die Fortbewegungsmittel der Zukunft? Viele Bürger schrecken vor einem Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel zurück, weil die Tickets einfach zu teuer sind. Die SPD möchte jetzt mit einem Antrag zur Ratssitzung am 17. Mai die Verwaltung prüfen lassen, wie Bus- und Bahnfahrten günstiger werden könnten, zudem müssten engere Taktzeiten und die Ausweitung der Bus- und Bahnlinien auf den Weg gebracht werden. Die Sozialdemokraten sprechen von einem „Neusser Modell“.
Neuss. Der Rat müsse sich zu dem Ziel bekennen, durch ein leistungsstarkes und flächendeckendes ÖPNV-Netz mehr Bürger für den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel gewinnen zu können, heißt es in dem SPD-Antrag. „Etwa 55 Prozent aller Verkehrswege werden aktuell mit dem Auto zurückgelegt, nur zehn Prozent aller Wege mit Bussen und Bahnen. Das führt immer öfter zu Staus, Lärm und schlechter Luft“, hofft der Neusser SPD-Vorsitzende Sascha Karbowiak auf „eine echte Mobilitätswende“. Grundlage für den Antrag ist ein Positionspapier, das gemeinsam mit Bürgern für die „Mobilität in der Stadt der Zukunft“ erarbeitet wurde. Dabei wurde deutlich: Das Tarifsystem müsse einfacher und günstiger werden. Viele Bürger hätten auf der Dialogveranstaltung geklagt, dass die vergleichsweise hohen Ticketpreise und das Chaos mit den unterschiedlichen Tarifsystemen aktuell die Hauptursachen dafür seien, dass viele Bürger die Busse und Bahnen nicht nutzen würden, so Karbowiak. Deshalb möchte die SPD-Fraktion die Stadtverwaltung beauftragen, sich auf Landesebene und in den VRR-Gremien für ein einheitliches und preisgünstiges Tarifsystem einzusetzen. Auch solle geprüft werden, ob in einem ersten Schritt ein „Neusser Modell“ auf den Weg gebracht werden könne. „Vielleicht gelingt es uns so, zumindest die Ticketpreise im Rhein-Kreis Neuss zu senken“, erklärt der SPD-Fraktionsvorsitzende Arno Jansen.
„Ein ,Neusser System’ muss wahrscheinlich von der Stadt subventioniert werden, aber anders werden wir die Bürger nicht für den ÖPNV gewinnen können“, sagt Karbowiak. Er führt als positives Beispiel Ibbenbüren an; hier gebe es bereits ein 365-Euro-Jahresticket, ebenso wie in Wien: „Durch die Einführung eines 365-Euro-Jahrestickets hat sich die Zahl der Jahreskarten von 373.000 auf 780.000 verdoppelt“, erklärt Karbowiak.
Neben einem günstigeren Tarifsystem fordert die SPD einen besseren Anschluss der Stadtteile in den Außenbereichen an das ÖPNV-Netz. Speziell die Anbindungen an die S-Bahnhöfe sollten hier untersucht und besser abgestimmt werden.
CDU-Ratsherr Sven Schümann übt Kritik am SPD-Antrag: „Sowohl die Politik, als auch die Verwaltung und besonders die Stadtwerke arbeiten fortlaufend an einer stetigen Verbesserung des ÖPNV in Neuss. Zuletzt wurde der Nahverkehrsplan mit vielen neuen Maßnahmen und Verbesserungen für die nächsten Jahre verabschiedet. Dort hätte die SPD ihre Ideen einbringen können. Sie kommt also reichlich spät.“ Sie beschreibe lediglich eine Situation. Fakt sei, der ÖPNV sei ein defizitäres Zuschussgeschäft. Schümann: „Wer deren kostenintensiven Ausbau und zugleich niedrigere Fahrpreise fordert, sollte auch sagen, wo das Geld dazu herkommen soll.“ Nach Ansicht von Michael Klinkicht, Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen, handelt es sich bei der SPD-Offensive „um einen Showantrag. Es wird bereits viel gearbeitet, um Busse und Bahnen attraktiver zu machen“. Er macht deutlich, dass die Grünen Befürworter eines preiswerteren ÖPNV seien, aber die Preisstruktur könne nur durch den VRR geändert werden. In Sachen ÖPNV-Netz prüften die Stadtwerke zurzeit, wie Hoisten und Norf angebunden werden könnten.