Gräberfeld kaum zu erkennen +++ Autofahrer fuhr über letzte Ruhestätte Witwen klagen an: „Die Gräber unserer Männer sind alles andere als würdevoll“

Neuss · "Das ist keine würdevolle letzte Ruhestätte", klagt Irmgard Hauß am Grab ihres Mannes, das von einem Stück Acker kaum zu unterscheiden ist. Ihre Freundin Adele Becker, deren Ehemann seit Januar ebenfalls dort liegt, verrät: "Der Anblick tut einfach weh."

Irmgard Hauß (links) und Adele Becker können den Anblick der Gräber nicht mehr ertragen.

Foto: Hanna Loll

In der Mitte des Gräberfeldes auf dem Friedhof in Grimlinghausen sind Gedenksteine in den Boden eingelassen, die die Gräber halbanonym machen. Links der Steine liegen Särge, rechts Urnen — unmittelbar darüber darf weder mit Blumen noch mit Kerzen dekoriert werden. Auf der rechten Seite liegen auch die Ehemänner von Hauß und Becker.

"Es sieht aus wie ein Acker — da erkennt doch keiner, dass hier Menschen begraben liegen", erklärt Becker verständnislos. Das sei sogar so weit gegangen, dass Kinder mit ihren Fahrrädern und sogar ein Fahrzeug darüber hinweggefahren sein sollen. Tobias Spange, Pressesprecher der Stadt Neuss, bestätigt diesen Vorfall, allerdings habe kein städtischer Mitarbeiter hinter dem Steuer gesessen.

Um solche Unfälle in Zukunft zu vermeiden, sind inzwischen acht Betonpfeiler errichtet worden, die den Bereich zum Weg hin abgrenzen. "Für die Pfeiler wurden historische Grabeinfassungen vom Hauptfriedhof verwendet", weiß Spange.

Erst vor kurzem wurden die Pfeiler aufgestellt. Vorher konnte man kaum erkennen, dass unter dem kahlen Stück Wiese Menschen begraben sind. Sogar ein Auto fuhr darüber hinweg.

Foto: Hanna Loll

Hauß wünscht sich eine schönere, würdevollere Methode, die letzte Ruhestätte ihres verstorbenen Mannes optisch von einem einfachen Boden abzugrenzen. "Wenn man zumindest links und rechts Büsche pflanzen könnte, dann würde man eine deutliche Abgrenzung zur restlichen Wiese sehen", hofft die Grimlinghausenerin auf eine Besserung der Situation.

Becker ergänzt: "Ich habe über 800 Euro für dieses Stück Ackerland bezahlt. Auch die Büsche im Hintergrund sind eine Katastrophe, sie sind ungepflegt und dauernd vermüllt." Sie habe selbst schon häufig für Ordnung gesorgt, auf dem halbanonymen Grab ihres Mannes selbst Gras ausgesät und es gegossen, während die Gräber auf der gegenüberliegenden Seite, die deutlich mehr kosten, in einem sehr gepflegten Zustand sind.

Pressesprecher Spange versichert: "Vor kurzem erst wurde auf dem Rasengrab Gras ausgesät, das allerdings noch nicht angegangen ist. Wir hoffen, dass das Problem auf diese Weise bald gelöst ist." Eine Abgrenzung zu den Seiten sei momentan nicht geplant.

Für Hauß und Becker heißt es also abwarten — und hoffen, dass die Grabstätten ihrer Männer bald würdevoll und gepflegt aussehen.