Lebenskünstler Michael Klammt regt Diskussionen an Der „faulste Arbeitslose“ fühlt sich in Kaarst pudelwohl

Kaarst · Michael Klammt (57), nach eigenen Angaben „der faulste Arbeitslose Deutschlands“ ist von Iserlohn nach Kaarst gezogen und genießt hier „die Gelassenheit der Rheinländer“.

Michael Klammt, alias „Der Kaleu“, bezeichnet sich selbst als „Deutschlands faulsten Arbeitslosen“. Dabei ist der Lebenskünstler sehr aktiv. 

Foto: privat

Als Kunstfigur „Der Kaleu“ will er auch seine Mitmenschen dazu bringen, weniger Zeit mit Arbeit zu verbringen.

„Ich fühle mich ausgesprochen wohl in Kaarst“, bestätigt Klammt gegenüber der Extra-Tipp-Redaktion, „die Menschen hier sind ganz anders drauf als in meiner alten Heimat, dem Sauerland. Man kommt mit den Menschen schnell in Kontakt, sie sind neugierig und aufgeschlossen!“ Und darauf kommt es dem „Kaleu“ an, denn er ist unermüdlich dabei, seine Botschaft zu verbreiten, die grob zusammengefasst lautet: „Das Leben ist kurz und es besteht nicht nur aus Arbeit. Wenn der Job einen nicht glücklich macht, so sollte man keine Angst haben, etwas Neues anzufangen!“

Schaut man genauer hin, so ist Klammt auch gar nicht so faul, wie er von sich selbst behauptet. Als eine Art Aktionskünstler sorgt er dafür, dass er seine Thesen möglichst publikumswirksam verbreiten kann. Auch seine Definition von „arbeitslos“ ist sicher diskussionswürdig. Seine Lebenshaltungskosten bestreitet er durch Mieteinkünfte aus zwei Eigentumswohnungen, die er sich mit dem Geld aus früheren Jobs zugelegt hat. „Doch für mich war das nie Arbeit, denn diese Tätigkeiten habe ich gern und mit reiner Freude erledigt“, erinnert sich Klammt, „das hat sich für mich nie wie Arbeit angefühlt. Wenn Sie mich fragen, so habe ich noch NIE in meinem Leben richtig gearbeitet. Ich durfte als Reiseleiter die ganze Welt kennenlernen, war unter anderem auf Kreuzfahrtschiffen aktiv und habe fünf Weltreisen hinter mir. Und als ich keine Lust mehr dazu hatte, habe ich eben aufgehört.“

Aus dieser Zeit hat er auch den Künstlernamen „der Kaleu“ mitgenommen. Die Marine-Offiziersuniform soll zum einen an seine Zeit auf See erinnern, „zum anderen soll sie klarmachen, dass ich aus meiner Unsichtbarkeit als Arbeitsloser auftauche und langsam auf dem Radar der Öffentlichkeit erscheine“, berichtet Klammt.

Für sich selbst hat er die Definition „Infaulenzer“ gefunden, denn seine Aktivitäten präsentiert er gut dokumentiert auf seiner Internetseite www.derkaleu.de und auf Instagram. So hat er unter anderem in Iserlohn in einem Ladenlokal in der Innenstadt für alle gut sichtbar ein öffentliches Privatleben gelebt, fuhr mit dem Klapprad nach Mallorca, verschenkte seine Möbel und vieles mehr. Aktuell ist er regelmäßig vor der Agentur für Arbeit in Düsseldorf anzutreffen, wo er als Ein-Mann-Demonstration die Menschen dazu auffordert, weniger zu arbeiten. Er vergleicht sich dabei sogar mit Klima-Aktivistin Greta Thunberg. „Der Unterschied ist hauptsächlich, dass sie vor dem Parlament demonstriert hat und ich eben vor dem Arbeitsamt“, philosophiert der Neu-Kaarster.

Dass dies viele Menschen provoziert, die auf ein regelmäßiges Einkommen angewiesen sind – zum Beispiel um ihre Familie zu ernähren – kann Klammt gut verstehen. „Diese Menschen möchte ich auch bewusst nicht ansprechen“, sagt er, „es geht mir nur darum, dass die Menschen ihr Verhältnis zur Arbeit grundsätzlich hinterfragen. Ich habe einmal mit einer Bekannten gesprochen, die in einem Hospiz tätig war. Sie verriet mir zwei Dinge, die Menschen immer wieder auf dem Totenbett bereuen: Zum einen, dass sie zu viel Zeit mit Arbeit verbracht haben und zum anderen, dass sie zu selten gemacht haben, worauf sie wirklich Lust hatten. Das hat mir zu denken gegeben!“