„Das Urteil für den Standort insgesamt fällt zufriedenstellend aus“, erläuterte Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. „Die Note von 2,56 ist etwas besser als der Durchschnitt der Städte, die wir in den vergangenen vier Jahren untersucht haben.“
Die befragten Unternehmen zeigen sich vor allem mit vielen harten Standortfaktoren, wie der überörtlichen Verkehrsanbindung, zufrieden. Die Beschäftigung in der Stadt wächst auf hohem Niveau weiter überdurchschnittlich. Und: Bei vielen wichtigen volkswirtschaftlichen Indikatoren, wie etwa der Steuerkraft je Einwohner, schneidet Neuss im interkommunalen Vergleich gut ab. Aber Steinmetz übt auch Kritik: „Die kommunalen Leistungen sind in Neuss kein Standortvorteil. Sie werden deutlich negativer bewertet als bei der vergangenen Analyse vor vier Jahren.“ Aus Sicht der IHK gebe es daher weiterhin viel zu tun, damit der Wirtschaftsstandort sein hohes Niveau halten könne. Breuer hält hier die IHK-Beurteilung für „nicht schlüssig“. Punkte wie die behördliche Reaktionszeit, die Erreichbarkeit der Verwaltung, die Höhe der öffentlichen Gebühren und die Dauer von Plan- und Genehmigungsverfahren wurden von einigen Unternehmen kritisiert, doch wo es konkret gehakt habe und ob die Stadt dort überhaupt zuständig sei, lasse sich nicht nachvollziehen, weiß Breuer. „Aber wir sind für jeden Hinweis dankbar, wo wir besser werden können.“
Die IHK-Analyse lässt Breuer dennoch immer wieder frohlocken: Neuss ist die steuerstärkste Stadt im IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein und gehörte 2022 zu den 40 steuerstärksten Städten und Gemeinden in NRW. Bei rund 5.000 Unternehmen in Neuss (Breuer: „Wir sind breit aufgestellt“) rechnet der Stadtkämmerer in diesem Jahr mit 250 Millionen Euro Gewerbesteuer, 80 Millionen Euro mehr als prognostiziert. Und Breuer führt eine weitere Rekordzahl an: Rund 82.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gibt es in Neuss, „so viel gab es noch nie im Nachkriegs-Deutschland“, so Breuer. Rolf Retzlaff