„Elefantenbrücke“ wird als „denkmalwürdig“ eingestuft FRaktion jetzt! will einen Brücken-Neubau verhindern

Neuss · Sie ist über 100 Jahre alt, aber in den vergangenen Monaten wurde es noch einmal recht trubelig um das Bauwerk: Die im Volksmund liebevoll „Elefantenbrücke“ genannte Fahrrad- und Fußgängerbrücke über den Nordkanal an der Ecke Nordkanalallee/Selikumer Straße ist laut des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland (LVR-ADR) „denkmalwürdig“.

Michael Klinkicht, Vorsitzender der FRaktion jetzt!, freut sich, dass die „Elefantenbrücke (im Hintergrund zu sehen) jetzt vom LVR-Amt für Denkmalschutz als „denkmalwürdig“ angesehen wird.

Foto: Wolf Busch

„Wir haben es hier in Neuss mit einem vergleichsweise frühen Brückenbauwerk in Eisen- beziehungsweise Stahlbeton zu tun. Die ,Elefantenbrücke‘ ist damit ein frühes Beispiel für eine Konstruktionsweise, die das gesamte Bauwesen im 20. Jahrhundert und bis heute geprägt hat“, so Dr. Ralf Liptau, wissenschaftlicher Referent für Technik- und Industriedenkmäler beim LVR-ADR.

Vergleichbare Brücken seien außerhalb von Neuss im Rheinland bisher nicht bekannt. Die Elefantenbrücke sei zudem bedeutend für die Entwicklungsgeschichte der Stadt Neuss im frühen 20. Jahrhundert. Sie entstand wohl als Zugang zum Alten und Neuen Stadtgarten.

Das LVR-Amt hat jetzt die Eintragung der Elefantenbrücke in die Denkmalliste bei der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Neuss beantragt. Sehr zur Freude von Michael Klinkicht: Der Vorsitzende der FRaktion jetzt! hatte bereits im Juni 2022 beantragt, die „Elefantenbrücke“ in die Denkmalliste der Stadt Neuss aufzunehmen. „Aber das war nur der erste Schritt. Unsere nächsten Ziele sind der Erhalt und die weitere Nutzung der Brücke sowie – und das vor allem – die Verhinderung des vorgesehenen Brückenneubaus“, so Klinkicht. Denn die über 100 Jahre alte Brücke erfülle ihren Zweck noch tadellos. „Andernfalls wäre sie längst gesperrt worden.“

Dieter Zander, finanzpolitischer Sprecher der FRaktion jetzt! und Mitglied der Arbeitsgruppe Aufgabenkritik und Konsolidierung gibt zu bedenken: „Die finanzielle Situation der Stadt ist sehr angespannt. Politiker treffen sich regelmäßig, um Einsparmöglichkeiten zu benennen. Da kann nicht ohne Not der Neubau einer Brücke beschlossen werden.“ Außerdem sei die „Elefantenbrücke“ vielen Neussern sehr ans Herz gewachsen. Sie präge die besondere Ästhetik des Ortes. „Und solche Orte sind es, die eine Stadt einmalig und liebenswert machen. Es kann nicht immer nur um Effizienz und Schnelligkeit gehen!“, erklärt Klinkicht. Die Brücke rufe durch ihren Zuschnitt Fußgänger und Radfahrer zur Entschleunigung auf.

Das Tiefbaumanagement der Stadt lässt zurzeit den Zustand der „Elefantenbrücke“ durch einen Prüfstatiker bewerten. Ein Sanierungskonzept sowie eine Kostenschätzung könnten im weiteren Verfahren erstellt werden. Dies kann allerdings erst nach der endgültigen Unterschutzstellung in Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde unter Beteiligung des Amts für Denkmalpflege im Rheinland beim Landschaftsverband Rheinland (LVR-ADR) erfolgen.

Sollte die „Elefantenbrücke“ in die Liste der Denkmäler aufgenommen werden, wäre die Stadt laut Denkmalschutzgesetz NRW zum Schutz und Erhalt der Brücke verpflichtet.

Rolf Retzlaff