Endlich einig: Rollen bald die Bagger auf dem B&S-Gelände? Was lange währt, wird endlich gut
Neuss · „Womöglich schon im nächsten Jahr kann der Baubeginn für ein neues Wohnquartier mit über 670 dringend benötigten bezahlbaren Wohnungen erfolgen“, erklärt der SPD-Fraktionsvorsitzende Sascha Karbowiak, der auch den Ausschuss für Planung, Stadtentwicklung und Mobilität leitet.
Das sei eine wichtige Nachricht für viele Neusser, würden doch mindestens 140 der neuen Wohnungen als öffentlich-geförderte und somit bezahlbare Wohnungen errichtet.
„Ein toller Verhandlungserfolg der Stadt Neuss bei der schwierigen Ausgangslage, die uns die CDU Neuss hinterlassen hat“, erklärt der SPD-Parteivorsitzende Heinrich Thiel. Zum Hintergrund: Bürgermeister Reiner Breuer (SPD) wollte, dass die Stadt das Grundstück kauft. Preis damals: knapp zwei Millionen. Dadurch hätte die Stadt über die Anzahl bezahlbarer Wohnungen auf dem Gelände entscheiden können. „Leider hat die CDU Neuss das seinerzeit im Stadtrat verhindert – eine der teuersten Fehlentscheidungen der vergangenen Jahrzehnte“, kritisiert Heinrich Thiel.
Die CDU sieht das anders: Die Fläche dem Markt zu überlassen sei die richtige Entscheidung gewesen, um ein gut durchmischtes Quartier zu erreichen. „Es ist ein echtes Zukunftsprojekt für die Nordstadt, das verschiedene Wohnformen miteinander verbindet und damit die Lebensqualität deutlich steigert“, meint die planungspolitische Sprecherin der Christdemokraten Natalie Goldkamp.
Und weiter: „Längst könnten sich die Baukräne drehen, hätte die SPD nicht auf unrealistischen Forderungen bestanden. Aber irgendwann musste auch sie einsehen: Wer zu viel will, bekommt am Ende gar nichts.“ Außerdem hätte die Stadt mit der perspektivisch in den kommenden Jahren anstehenden Entwicklung des Alexianergeländes alle Hände voll zu tun und für ein weiteres Projekt dieses Ausmaßes keine Kapazitäten, so die CDU.
Die Sozialdemokraten dagegen sehen für die Bauverzögerungen einen anderen Grund: Das Grundstück sei immer wieder gekauft und verkauft worden – zuletzt für über 50 Millionen Euro an das Unternehmen „p+b“. „Das hat dazu geführt, dass sich das Bauprojekt deutlich verzögert hat und um jede einzelne bezahlbare Wohnung hart verhandelt werden musste“, erklärt Heinrich Thiel. Hätte die Stadt das Grundstück für zwei Millionen Euro kaufen dürfen, so die SPD, wären deutlich mehr bezahlbare Wohnungen möglich gewesen.
So oder so: Die Parteien haben sich geeinigt und wenn der Stadtrat am 27. September zustimmt, könnte möglicherweise schon im nächsten Jahr der Baubeginn erfolgen. Beide Parteien zeigen sich zufrieden mit dem Kompromiss, der ein durchmischtes, klimafreundliches und grünes Wohnviertel mit vier Kindergärten, einem Quartierszentrum und Quartiersgaragen vorsieht. Hanna Glinski